Keine Eile bei Messbuch und Gesprächen mit der AfD
Die Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda ist beendet. Dominiert wurde sie dabei zunächst von einem Thema, das ursprünglich gar nicht auf der offiziellen Tagesordnung stand: dem Ausgang der Bundestagswahl und der unerwartet hohe Zustimmung für die AfD. Die Bischofskonferenz bekräftigte in Fulda ihren bisherigen Kurs, die rechtspopulistische Partei nicht direkt zu verurteilen, sondern Inhalte und Einstellungen zu benennen, die aus christlicher Sicht inakzeptabel sind. Der Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx signalisierte zum Abschluss am Donnerstag grundsätzlich Gesprächsbereitschaft der Bischofskonferenz: Man spreche mit allen Parteien im Bundestag, wenn sie dies wünschten. "Es gibt kein generelles Gesprächsverbot", betonte Marx. Über die Modalitäten müsse man sich dann allerdings noch verständigen. Derzeit sehe er jedoch keine Eile.
Mit Reformationsgedenken "sehr, sehr zufrieden"
Eine positive Bilanz zogen die Bischöfe zum Ende des ökumenischen Reformationsjahres. Man sei "sehr, sehr zufrieden", resümierte Marx. "Der Grundwasserspiegel der Freundschaft ist gestiegen." Zugleich wurde deutlich, dass es bei der Frage, wie es nun im ökumenischen Dialog weitergehen soll, unterschiedliche Auffassungen gibt. Marx sagte am Donnerstag mit Blick auf eine mögliche Lösung für den gemeinsamen Kommunionempfang für evangelisch-katholische Paare: "Ich empfinde es als dringend, bestimmte pastorale Lösungen zu finden." Er habe als Vorsitzender jedoch auch die Verpflichtung, einen möglichst breiten Konsens in der Bischofskonferenz herzustellen. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte am Dienstag in einem Aufsatz für die "Herder Korrespondenz" die Auffassung vertreten, es sei noch zu früh für eine Interkommunion von gemischtkonfessionellen Paaren. Marx stellte in Aussicht, dass die Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung über das Thema sprechen werden. Derzeit werde es noch in den beiden Kommissionen für Glaubensfragen und Ökumene beraten.
Die Bischöfe befassten sich auch mit dem islamistischen Terror. Marx sagte, er sehe derzeit keine "generelle Gefährdung" von Kirchen in Deutschland. In seinem schriftlichen Abschlussstatement heißt es jedoch auch, dass es keine absolute Sicherheit für die 24.000 katholischen Kirchenbauten gebe. Die Bischöfe rufen zu "erhöhter Wachsamkeit im Alltag" auf. Zugleich appellieren die Bischöfe an muslimische Spitzenvertreter, einen Missbrauch des Islam zur Rechtfertigung von Gewalt zu verurteilen. "Die muslimischen Autoritäten können nicht genug tun, um dieser Pervertierung von Religion entgegenzutreten", heißt es im Abschlussstatement.
Erstmals setzten sich die Bischöfe auf einer Vollversammlung auch mit der praktischen Seite der Ökologie auseinander, bis hin zu den Dienstwagen der Bischöfe und Bistümer. Marx kündigte am Donnerstag an, die Bischöfe wollten künftig deutlicher machen, dass es nicht nur um Ökologie gehe, sondern um eine umfassende "neue Fortschrittsidee". Das mache die Kirche bislang noch nicht deutlich genug. Zugleich betonten die Bischöfe auch ihre politische Verantwortung für den Klimaschutz. Die Kirche müsse die Politik dazu anhalten die Klimaschutz-Ziele der Pariser Konferenz einzuhalten, so Marx.
Erneut befassten sich die Bischöfe auch mit dem Thema Flüchtlinge. Hierbei zeigten sie sich skeptisch gegenüber einer Kooperation Europas mit nordafrikanischen Staaten. Eine solche Zusammenarbeit sei nur dann vertretbar, "wenn dort rechtsstaatliche und humanitäre Standards gewährleistet werden können", heißt es im Abschlussstatement. Zugleich mahnen die Bischöfe eine humane Abschiebepraxis für abgelehnte Asylbewerber in Deutschland an. Sie betonten, dass "Würde und Sicherheit eines jeden Menschen – auch derjenigen ohne Bleibeperspektive – stets Vorrang vor anderen Interessen haben müssten." Die Bischöfe widersprechen außerdem Behauptungen, es habe sich Desillusionierung und Resignation unter den mehr als 100.000 Katholiken in der Flüchtlingshilfe ausgebreitet. Davon könne keine Rede sein.
Keine Eile beim neuen Messbuch
Zudem war die Vorbereitung der Weltbischofssynode zu Jugendlichen 2018 ein Thema der Vollversammlung. "Nach Einarbeitung einiger Hinweise aus der Diskussion" wollen sie die Ergebnisse der Umfrage in deutschen Bistümern an den Vatikan senden und in den nächsten Wochen veröffentlichen.
Kurz zur Sprache kam in der Vollversammlung auch das Thema einer Neuübersetzung des römischen Messbuchs ins Deutsche. Der Papst hatte den Bischofskonferenzen Anfang September durch seinen Erlass "Magnum principium" mehr Eigenverantwortung bei den Übersetzungen in die Landessprachen gegeben. Die Frage ist nun, ob das 2013 gescheiterte Projekt einer Neuübersetzung ins Deutsche wieder aufgenommen werden soll. Kardinal Marx sagte dazu am Donnerstag: "Ich sehe da überhaupt keine Eile." Er könne auch nicht erkennen, dass die bisherige Übersetzung aus dem Jahr 1975 so schlecht sei. Eingehender über dieses Thema werde jedoch erst in den nächsten Sitzungen der Liturgiekommission gesprochen.
Weitere Themen der Vollversammlung waren laut dem Abschlussstatement die Förderung von Frauen in kirchlichen Führungspositionen durch das Mentoring-Programm des Hildegardis-Vereins, das deutsch-polnische Verhältnis, die Abschaffung und Nichtverbreitung von Nuklearwaffen und der Erklärung "Zwischen Jerusalem und Rom", die orthodoxe Rabbiner jüngst Papst Franziskus übergeben hatten. Bekanntgegeben wurde, dass von der Einheitsübersetzung der Bibel mittlerweile mehr als 200.000 Exemplare verkauft wurden.
Die wichtigste Personalie der Herbstvollversammlung war die Wahl von Bischof Franz-Josef Bode zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Mit dem Osnabrücker Oberhirten wählte die Konferenz nicht nur den dienstältesten Ortsbischof, sondern auch einen langjährigen Weggefährten von Kardinal Marx. Beide kennen sich seit Studientagen und wirkten später zur selben Zeit im Erzbistum Paderborn, Bode als Weihbischof, Marx als Direktor des Sozialinstituts "Kommende Dortmund".
Das sind die weiteren Personalien
Eine weitere wichtige Personalentscheidung war die Wahl des Trierer Bischofs Stephan Ackermann zum Vorsitzenden der Liturgiekommission. Den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wählte die Bischofskonferenz in die Kommission für Ehe und Familie, den Rottenburger Weihbischof Matthäus Karrer in die Pastoralkommission. Ebenfalls neu in die Pastoralkommission kommt der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann. Zugleich wurde Lohmann in die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen gewählt. Die Glaubenskommission wird durch den Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert verstärkt. Den Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters wählten die Bischöfe zum Nationalen Delegierten für den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest 2020.
In seinem Amt als Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe "Katholisches Büro Berlin" wurde Karl Jüsten bestätigt, ebenso seine Stellvertreterin Katharina Jestaedt. Zu guter Letzt wurde Pirmin Spiegel erneut zum Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor berufen.