Medienbischof über den Umgang mit der Digitalisierung

Fürst warnt vor kirchlichem Kulturpessimismus

Veröffentlicht am 16.10.2017 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Medien

Bonn ‐ Datensammelwut, Hass, Verrohung: Ja, das Internet hat auch seine Schattenseiten. Doch gerade deshalb warnt Medienbischof Gebhard Fürst die Kirche nun vor einem entscheidenden Fehler.

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Der katholische Medienbischof Gebhard Fürst hat zu einer offensiven Auseinandersetzung mit den Folgen des digitalen Wandels aufgerufen. Dabei solle Kirche die "Deutungshoheit über digitale Entwicklungen" nicht nur anderen Gruppen überlassen, mahnte Fürst am Montag zum Auftakt des Katholischen Medienkongresses in Bonn. Es gelte, sich "möglichst kompetent" einzubringen, ohne in reinen Kulturpessimismus zu verfallen.

Gleichwohl gebe es Diskussionsbedarf, betonte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Als Themen, "die unserer wachsamer Aufmerksamkeit bedürfen", nannte er beispielhaft die Datensammelwut von Konzernen im Internet sowie "Hass und Verrohung" bei der Kommunikation im Netz.

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Kirche könne sich etwa bei der Entwicklung eines angemessenen Jugendmedienschutzes engagieren, führte Fürst aus. Auch gehöre die kirchliche Medienarbeit auf den Prüfstand, so der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Zu fragen sei, was weitergeführt werden könne, was nicht mehr zeitgemäß sei und wo kirchliche Publizistik möglicherweise hinter den Erwartungen zurückbleibe.

Erster Vortrag von "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch

Der Katholische Medienkongress wird vom Katholischen Medienhaus ausgerichtet und ist eine Initiative der Medienkonferenz der Bistümer in Zusammenarbeit unter anderem mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP), der Katholischen Journalistenschule (ifp) und der Katholischen Kirche im Privatradio (KAPRI). An der Veranstaltung, die zu zweiten Mal stattfindet und noch bis Dienstag dauert, nehmen mehr als 300 Vertreter aus Kirche, Medien und Gesellschaft teil, darunter auch Telekom-Chef Timotheus Höttges und Ex-Verfassungsrichter Paul Kirchhof.

"Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch, die den ersten Vortrag hielt, plädierte unterdessen für einen offenen Umgang mit der AfD. "Wir sollen uns hüten, die Partei mit Samthandschuhen anzufassen", sagte sie. Wenn aber die Partei im Bundestag inhaltlich sinnvolle Anfragen stelle, dann werde "Bild" auch darüber berichten. Andererseits sollten Journalisten "nicht über jedes Stöckchen springen", das die AfD hinhalte. Zugleich betonte Koch, die AfD sei keine Partei wie jede andere. Dabei verwies sie auf Äußerungen des Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Alexander Gauland, und des Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Björn Höcke. Aus ihrer Sicht habe die AfD einen "tiefbraunen Anteil". (bod/KNA)

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