Ein satirischer Wochenrückblick von Joachim Heinz

Hallo wach?!?

Veröffentlicht am 04.11.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Ein satirischer Wochenrückblick von Joachim Heinz

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Pssst… ja, Sie. Was… eingeschlafen? Macht doch nichts. Das passiert selbst dem Papst – und zwar beim Beten. Das sei der heiligen Therese von Lisieux mitunter genau so ergangen, ließ Franziskus jetzt all jene reuigen Schäfchen wissen, die unter Sekundenschlaf beim Stundengebet leiden. Manchmal ist es aber auch verflixt schwierig, wach zu bleiben, gerade jetzt, wo die Tage dunkler werden und die Uhren auf Winterzeit zurückgestellt wurden.

Damit zu 500 Jahre Reformation. Das Jubeljahr fand am Dienstag unter Beteiligung kirchlicher und politischer Prominenz seinen würdigen und verdienten Abschluss. Martin Luther und seine 95 Thesen mussten in den vergangenen Monaten für einiges herhalten. Im Land der Dichter und Denker  - und der Reformation! – landet man eben schnell bei den ganz großen Zusammenhägen.

Hier stehe ich, ich kann auch anders. Richten wir unsere trüben Augen zum Beispiel ins sonnige Spanien. Da versucht sich gerade Katalonien vom Rest des Landes abzuspalten. Oder doch nicht. Sehr verworren das Ganze. Aber plötzlich offenbaren die ermüdenden Floskeln des ökumenischen Dialogs beim Reformationsjubiläum einen unmittelbar lebenspraktischen Bezug.

Wie Katholiken und Protestanten können Katalanen und Rest-Spanier nicht so wirklich ohne einander. Ein Miteinander in "versöhnter Verschiedenheit" – amigos, das ist es! Das Einende betonen, das Trennende nicht vertiefen mit dem Ziel, "den gemeinsamen Weg zur größeren Einheit fortzusetzen": Griffiger könnten die Aufgaben, die vor Spaniens Ministerpräsident Manuel Rajoy liegen, gar nicht formuliert werden!

Wo waren wir stehen geblieben? Richtig, in großen Zusammenhängen denken. Im fernen Australien wollen sie jetzt den Aufstieg auf den weltberühmten Ayers Rock verbieten. Aus Respekt vor den religiösen Überzeugungen der Ureinwohner. Der Uluru, wie der riesige Felsen eigentlich heißt, gilt den Aborigines als heiliger Berg. Recht so! Aber: Huhu, lieber "Bund für Geistesfreiheit", wie findet denn ihr das?

"Heidenspaß-Partys" am Karfreitag veranstalten wollen aus Protest gegen religiöse Bevormundung ist das eine. Aber jetzt ist echtes Bekennertum gefragt. Auf nach down under, liebe vom Geist befreite, und ab auf den Ayers Rock. Oder greift hier dann doch das Toleranzgebot gegenüber anderen Sitten und Bräuchen?

Große Zusammenhänge machen müde. Gern würden wir uns jetzt schon ins Reich der Träume verfügen. Aber Armeen von lauten Laubbläsern verhindern das sanfte Hinübergleiten in den Winterschlaf. Kann nicht einer mal zu dieser Obergrenzen-Partei, hier, den Dings, den Christsozialen gehen und eine Obergrenze für Laubbläser einfordern? Unseretwegen könnten die Lautsprecher dieser und anderer Parteien die eingesparten Dezibel gern für sich verwenden. Wir beten derweil ein wenig und wissen: Den seinen gibt’s der Herr im Schlafe.

Von Joachim Heinz