Klimaschutz: Franziskus gegen Trump
Wenn Politiker, Wissenschaftler und Umweltschützer derzeit in Bonn über Maßnahmen zum Klimaschutz verhandeln, dann sitzt auch er mit am Verhandlungstisch der UN-Klima-Konferenz, zumindest unsichtbar: der Papst. Franziskus hat seine ganze moralische Autorität als Oberhaupt der katholischen Kirche in die Waagschale geworfen, um das Zustandekommen des Pariser Klimaschutz-Abkommens im Dezember 2015 zu unterstützen; jenes Abkommen also, um dessen praktische Anwendung es nun in Bonn gehen soll.
Der Papst beließ es nicht bei allgemeinen, aber letztlich unverbindlichen Aufrufen zur Bewahrung der Schöpfung; er machte selbst Klimapolitik. Mit seiner Enzyklika "Laudato si" hat er den Klimaschutz 2015 zum moralischen Imperativ für alle Katholiken erklärt. Als erster Papst hat er darin den Klimawandel in einem Lehrschreiben ausdrücklich als vom Menschen verursachtes Phänomen bezeichnet. Seither lässt Franziskus keine Gelegenheit aus, um zum Klimaschutz aufzurufen. Vor allem den einflussreichen konservativen Katholiken in den USA, die das nicht anerkennen wollen, hat er damit unter Druck gesetzt.
Ein nutzloses Geschenk für Donald Trump
Auch Donald Trump bekam vom Papst im Mai dieses Jahres im Vatikan ein Exemplar von "Laudato si" geschenkt - doch offenbar vergeblich. Den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen konnte der Papst damit jedenfalls nicht verhindern. Das heißt nach Ansicht des renommierten deutschen Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber aber keineswegs, dass Franziskus' politischer Einfluss auf die Verhandlungen zum Klimaschutz gegen Null tendiert. Bei den UN sehe man "Laudato si" als "game changer", also als etwas, das einen Wandel in der Diskussion herbeigeführt hat, berichtete Schellnhuber jüngst bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Schellnhuber zeigte sich zuversichtlich, dass die Welt letztlich auf Franziskus hört und nicht auf Trump. "Papst Franziskus ist viele mächtiger, was die Entwicklung der Menschheit anbetrifft als Donald Trump", so der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
Franziskus solidarisiert sich auch in besonderer Weise mit den ersten und schwächsten Opfern des Klimawandels: den kleinen Inselstaaten. Seit seinem Amtsantritt berief er fünf Bischöfe kleiner Eilande in Pazifik, Atlantik und Indischem Ozean von Tonga bis Mauritius in das Kardinalskollegium, sein ranghöchstes Beratergremium. Damit verschaffte er diesen sonst kaum beachteten Ländern erhöhte Aufmerksamkeit. Und auch sonst schenkt der Papst den Leidtragenden des Klimawandels große Beachtung: So empfing er im März dieses Jahres den Staatspräsidenten der Republik Fidschi und Gastgeber der Bonner Klimakonferenz, Jioji Konousi Konrote, zu einer Privataudienz im Vatikan. Es war das erste Mal, das ein Staatsoberhaupt dieser Inselgruppe von einem Papst empfangen wurde. Zentrales Thema war der Klimawandel und seine Folgen.
Der Letzte knipst das Licht aus
Vor Franziskus eigener Haustür ist es nach Ansicht von Beobachtern um den Klimaschutz allerdings nicht unbedingt zum Besten bestellt. Zwar wird der Vatikan von Medien manchmal als "umweltfreundlichstes Land der Welt" bezeichnet. Hinter dem Titel steht jedoch eine Milchmädchen-Rechnung: Man setzt die Strommenge, die von den zwei großen Solaranlagen im Vatikan produziert werden einfach ins Verhältnis zu den rund 400 Staatsbürgern. Das Ergebnis ist dann die höchste oder eine der weltweit höchsten Sonnenergiemengen pro Kopf.
Tatsächlich wird man den Vatikan jedoch kaum zu den Vorreitern einer ökologischen Wende zählen können. Das liegt schon allein daran, dass die ehrwürdigen Palazzi sich kaum auf Energieeffizienz trimmen lassen. Doch geht der Papst im Vatikan offenbar persönlich mit gutem Beispiel voran. Franziskus knipse bisweilen höchstpersönlich das Licht aus, wenn er einen Raum verlasse, ist aus dem Vatikan zu hören.