Kilian Martin über die Säkularisierung von Weihnachten

Weihnachten bleibt christlich

Veröffentlicht am 21.11.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Kilian Martin über die Säkularisierung von Weihnachten

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"Wir haben Weihnachten verloren", klagt ein nordirischer Priester. Huch? Ist das Fest der Geburt uns Herrn wohl ein Spiel? Wohl eher ein Kampf, wenn man die Worte von Desmond O'Donnell weiter liest: "Wir müssen es aufgeben. Es wurde uns geraubt, wir müssen das wahrnehmen und akzeptieren."

Ist das noch Defätismus oder schon wieder realistisch? Im ersten Moment möchte ich dem Priester recht geben: Das kirchliche Hochfest hat den Kampf gegen den Kommerz längst verloren. Weihnachten wird unterm Baum entschieden; bei den Geschenken, versteht sich, nicht in der Krippe. Ob uns das Christkind oder der Weihnachtsmann beim Glühwein zuprostet, ist völlig egal, solange das süße Getränk nur warm und lustig macht.

Es ist wohl vergebene Liebesmüh, dem durchsäkularisierten Publikum zu erklären, weshalb sie sich da Zimt und Zucker in den Rotwein rühren. Wenn das deren "Weihnacht" ist, sollten wir Christen den Begriff aufgeben und einen neuen suchen; sagt jedenfalls Father O'Donnell – und liegt mächtig falsch.

Ja, es ist eine Tragödie, wie unser Fest von der Geburt Christi heute daher kommt. Je tiefer man das große Geschehen der Weihnacht verinnerlicht, desto weniger Verständnis hat man für die Radikalität, mit der rund um diesen heiligen Tag niederste menschliche Instinkte angesprochen werden. Doch es wäre eine besonders absurde Variante der Weltabkehr, der Säkularisierung nun noch Vorschub zu leisten, indem man sogar auf die Namen der eigenen Hochfeste verzichtet.

Der Begriff des Weihnachtsfestes wird schließlich von der säkularen Welt nicht angetastet. Denn für die große Zahl derer, denen es nur um Kerzenlicht und Konsum geht, ist "Weihnachten" nicht mehr als die kurze Umschreibung des Zeitraums der letzten sechs Wochen des Jahres. Sie haben uns Christen den Begriff nicht gestohlen, denn sie sprechen eine ganz und gar andere Sprache. Wir Gläubige sollten etwas ganz anderes aufgeben: Die Vorstellung, dass das Weihnachtsfest der Werbewirtschaft etwas mit der Geburt unseres Erlösers Jesus Christus zu tun haben könnte. Die wahre Weihnacht ist christlich und wird es auch bleiben.

Von Kilian Martin

Der Autor

Kilian Martin ist Redakteur bei katholisch.de.

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Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.