Kühn und weise
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Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Tag als Hospitant bei Radio Vatikan. Es war der 6. Januar 2003, Dreikönig, ein hoher Feiertag in Italien und im Vatikan, so dass mich außer einer freundlichen Begrüßung und einer Tasse Espresso nichts erwartete. Zu dieser Zeit hatte der unermüdliche Pater Eberhard von Gemmingen die deutschsprachige Redaktion auf digital umgebaut. Aufbruchstimmung beim Radio, in eine neue Ära. Radio Vatikan war Zeit seines Bestehens ein Politikum: es sendet in Länder, in denen es keine Presse- und keine Religionsfreiheit gibt. Als die Stadt Rom von den Nazis besetzt war, war ihnen das päpstliche Radio eine brennender Stachel im Fleisch. Es wurden ja nicht etwa Pressemeldungen auf Latein ausgegeben und in Landessprachen übersetzt, sondern ein je eigenes Programm für die jeweiligen Sprachen gestaltet.
Nun der nächste Aufbruch. Aus den verschiedenen Medienangeboten des Vatikan ist in dieser Woche ein einziger Auftritt geworden, das Radio mit anderen Medien verschmolzen. Das ist ebenso kühn wie weise. Denn das klassische Radio hat seine Rolle eingebüßt, allerdings nur im technischen Sinne. Podcasts, also Stimmbeiträge, werden im Internet rauf und runter angehört und erfreuen sich großer Beliebtheit. Es macht Sinn, dass die Kirche ihr Medienangebot stets überdenkt und auf dem neuesten Stand hält. Was die Apostel in ihrem Medium, zu Fuss, erledigten, geschieht heute auf einer globalen Bühne von Plattformen und neuen Medien. Die Herausforderung wird sein, eine erkennbare und unterscheidbare Stimme zu sein, die authentisch katholisch und zur selben Zeit zur Welt gewandt ist.