Andrea Hoffmeier über ein deutsches Problem

Mehr Tempo bei der Digitalisierung!

Veröffentlicht am 27.12.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Andrea Hoffmeier über ein deutsches Problem

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Meine ungarische Kollegin ist jedes Mal irritiert, dass sie in Deutschland WiFi-Probleme hat: "Ich bin doch in Deutschland, wie kann das sein?" Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren, das Tempo der Digitalisierung ist für eine Industrienation und ein reiches Land wie unseres ein Trauerspiel. Sei es der Mangel an flächendeckenden schnellen oder offenen Internetzugängen oder die schlechte Ausstattung in den Bildungseinrichtungen und den klein- und mittelständischen Unternehmen oder die geringe digitale Qualifizierung des Lehrpersonals in allen Bildungssäulen. Auch das Verhalten einiger Bistümer, die im Namen der Datensicherheit die Bedienung der sozialen Medien oder digitale Fortbildungen verunmöglichen, zeigt das Niveau auf dem wir uns bewegen. Deutschland, das außer seinen Menschen keine natürliche Ressource hat, schafft es nur auf Rang 17 im internationalen Vergleich.

Neben mangelndem politischen Gestaltungswillen treffe ich viele Menschen, die grundsätzlich Skepsis gegenüber Neuerungen haben und erstmal abwarten. Vielen machen die Entwicklungen auch einfach Angst. Aber beides sind schlechte Ratgeber. Digitalisierung wird überall dort stattfinden, wo es sich finanziell lohnt. Wir können aber jetzt entscheiden, wie wir sie so gestalten, dass neue Arbeitsplätze entstehen, dass diese arbeitnehmer-, familienfreundlich und sozial abgesichert sind und dass sich die Menschen durch Bildung für die neuen Herausforderungen ausreichend vorbereitet fühlen. Ziel muss die Verhinderung einer digitalen Spaltung sein. Einige Wissenschaftler sehen hier einen Zusammenhang mit der Zunahme nationalistischer und autokratischer Tendenzen.

In diesem Jahr haben mich Veranstaltungsprogramme erreicht, die zwar zeigen, dass Gewerkschaften, Bildungsanbieter und Politik sind auf dem Weg, aber oft noch zu zögerlich. Die marktorientierte Digitalisierung wird ihren Weg finden. Die für eine menschenfreundliche Rahmengestaltung Verantwortlichen, d.h. auch das Bildungspersonal, müssen aber deutlich ihr Tempo erhöhen.

Von Andrea Hoffmeier

Die Autorin

Andrea Hoffmeier ist Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.