"Wir hoffen auf 50.000 Antworten"
Frage: Herr Andonie, wie ist die Umfrage zur Jugendsynode beim BDKJ und den Jugendlichen in Deutschland angekommen?
Andonie: Die Umfrage wurde gut angenommen. Wir haben uns sehr gefreut, dass Papst Franziskus junge Menschen nach ihrer Meinung fragt. Das ist der richtige Weg. Die Kirche muss aktiv auf Jugendliche zu gehen. Das hat auch die Resonanz auf unsere Postkarten-Aktion gezeigt, mit der wir zur Teilnahme an der Umfrage ermuntern wollten. Dabei haben wir bewusst auch kirchlich nichtgebundene Jugendliche angesprochen. Die 50.000 Karten waren innerhalb von zwei Wochen vergriffen. Wie viele deutsche Jugendliche an der vatikanischen Online-Umfrage teilgenommen haben können wir allerdings nicht sagen. Der Vatikan hat dazu keine Zahlen veröffentlicht.
Frage: Das klingt sehr positiv. Kritik gab es nicht?
Andonie: Wir haben unterschiedliche Reaktionen bekommen. Zum einen gab es Lob, dass es die Umfrage überhaupt gibt. Es gab aber auch Kritik. Manche fragten sich, warum der Vatikan wissen will, wann eine Frau ein Kind bekommen sollte. Nicht gut kam auch an, dass manche Fragen nicht auf die wirkliche Lebenswelt abgestimmt und auf einige tendenziös wirkten. So gab es etwa Kritik daran, dass Homosexualität in der Abfrage des Personenstands gar nicht berücksichtigt wurde. Insgesamt war auch die Sprache nicht ganz so jugendaffin, wie es möglich gewesen wäre. Doch auf jeden Fall ist es gut, dass der Vatikan junge Menschen in den Blick nimmt. Wir erwarten nun, dass diese Ergebnisse auch aktiv mit in die Synode einfließen.
Frage: Die Deutsche Bischofskonferenz hat jüngst Ihre Rückmeldung auf die vatikanische Umfrage unter Jugendseelsorgern und Jugendverbänden veröffentlicht. Finden Sie sich darin wieder?
Andonie: Ja, durchaus. Wir finden es sehr gut, dass die gesamte Bandbreite der Jugendpastoral abgebildet ist, und das Resümee obwohl es auch selbstkritisch ausfällt, trotzdem veröffentlicht wurde. Gefreut haben wir uns natürlich auch darüber, dass unsere 72-Stunden-Aktion als ein Beispiel für gelungene Jugendpastoral genannt wird.
Frage: Rechnen Sie damit, dass Sie Ihre Aktion auch Papst Franziskus und der Synode vorstellen können?
Andonie: Ja, wir gehen davon aus, dass die Musterprojekte während der Synode angemessenen Raum finden werden. Aber wir wissen noch nicht, wie das konkret abläuft. Dazu hat der Vatikan bislang noch nichts mitgeteilt. Natürlich würden wir uns sehr darüber freuen, diese Aktion Papst Franziskus vorstellen zu dürfen. Wir wünschen uns, dass die jungen Menschen nicht nur Zaungäste und Zuhörer sind, sondern dass sie die Synode auch mitgestalten können. Deshalb fordern wir, dass die Hälfte der Synodenteilnehmer Jugendliche sein sollten.
Frage: Wie es derzeit aussieht, ist diese Forderung illusorisch. Wäre es nicht erfolgversprechender, jüngere Bischöfe zu fordern, Bischöfe, die um die 30 Jahre alt sind?
Andonie: Allein nach dem Alter zu gehen, ist kein gutes Kriterium für die Auswahl von Bischöfen. Natürlich ist es gut, wenn sie einen Bischof haben, der mit der Lebenswelt der Jugendlichen vertraut ist. Aber um diese Amt auszuüben, bedarf es auch einer gewissen Lebenserfahrung.
Linktipp: Jugendsynode: Bischöfe zeigen sich selbstkritisch
Vor welchen Herausforderungen stehen junge Menschen heute? Und wie steht es um ihre Bindung zur Kirche? Die Ergebnisse der Umfrage in den 27 deutschen Diözesen liegen vor - und sie sind vielschichtig. (Artikel vom November 2017)Frage: Wie stehen junge Leute heute generell zur Kirche?
Andonie: Junge Menschen wünschen sich Authentizität und Glaubwürdigkeit. Mit Papst Franziskus haben wir einen Papst, der die Themen aufgreift, die Jugendliche beschäftigen. Ich glaube nicht, dass junge Menschen heute weniger gläubig sind. Aber sie stoßen oft auf Widersprüche, die es ihnen sehr schwierig machen, sich mit Kirche zu identifizieren.
Frage: Zum Beispiel?
Andonie: Junge Menschen beschäftigt das Thema Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Viele junge Menschen sind nicht damit einverstanden, was die Kirche über Sexualität denkt. Da müssen wir in einen Diskurs eintreten. Das sieht man auch an der Umfrage. Partnerschaftliche Beziehungen vor der Ehe kommen darin gar nicht vor. Ich würde mir wünschen, dass das auch nochmal besprochen wird. Auch wenn es natürlich nicht nur um Sexualmoral gehen darf.
Frage: Der Vatikan hat die Online-Umfrage bis zum 31. Dezember verlängert. Wie viele deutsche Teilnehmer würden Sie sich wünschen?
Andonie: Zunächst hoffe ich, dass möglichst viele von der Möglichkeit erfahren haben. Ich würde mich sehr freuen, wenn 50.000 junge Leute daran teilnehmen würden.