Erzbischof Becker sieht Konflikt der Weltanschauungen
Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker hat vor einer Spaltung der Gesellschaft gewarnt. Immer häufiger stünden sich auch in Deutschland Gruppen mit ihren Weltanschauungen verständnislos bis feindselig gegenüber, sagte er am Donnerstagabend vor Journalisten in Paderborn. Wissenschaftler warnten insbesondere davor, dass eine misslungene Integration von Flüchtlingen zu einer Spaltung zwischen Einheimischen und Migranten führen könne. "Ich spüre aber auch die wachsende Kluft zwischen denjenigen, die eine offene, vielfältige Gesellschaft wollen, und denjenigen, die darin eine Bedrohung sehen."
Das derzeitige weltpolitische Klima benötige Versöhnung, sagte Becker. Ein damit einhergehender "befreiter Neuanfang" sei für viele Krisen wünschenswert. Er würde es den Konfliktparteien ermöglichen, sich ehrlich der Schuld zu stellen, die wohl auf allen Seiten zu finden sei. "Dringend notwendig wäre so ein Weg für die Menschen in Syrien", so der Erzbischof. Aber gerade dort scheine Versöhnung zwischen den Konfliktparteien ein Ding der Unmöglichkeit. Das Fatale sei, dass die Welt inzwischen kaum noch hinsehe und sich vielleicht schon an die grausamen Bilder gewöhnt habe.
Appell an die Medienvertreter
Becker appellierte an die Medienvertreter, sich mit ihren Mitteln für Frieden einzusetzen. Papst Franziskus habe zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel einen "offenen und kreativen Kommunikationsstil" gefordert, der "niemals bereit ist, dem Bösen eine Hauptrolle zuzugestehen, sondern versucht, die möglichen Lösungen aufzuzeigen". Damit meine der Papst keine beschönigende Darstellung von Leid und Unrecht. Ihm gehe es darum, dass das Böse und das Unrecht nicht das letzte Wort hätten und dass "schlechte Nachrichten" nicht in einen Fatalismus führten, der keine Auswege mehr erkennen lasse.
Die gegenwärtige Lage müsse zum Anlass genommen werden, über eine bessere Zukunft nachzudenken. "Und vielleicht gehört es heute auch dazu, über Wege der Versöhnung nachzudenken." Auch der christliche Glaube ist nach den Worten Beckers ein Mittel gegen Depression und Hoffnungslosigkeit, die man angesichts einer zugespitzten Weltlage empfinden könne. Der Erzbischof äußerte sich beim traditionellen Medienempfang der Erzdiözese Paderborn in Erinnerung an den Journalisten-Patron Franz von Sales (1567-1622). Die katholische Kirche begeht seinen Festtag am 24. Januar. (KNA)