Schluss mit den schlechten Gottesdiensten!
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"Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" soll die Eucharistiefeier sein, schreibt das Zweite Vatikanische Konzil. Die Wirklichkeit sieht leider oft anders aus. Von Höhepunkt keine Spur. Wenn ein Friseur so die Haare schneiden würde, wie wir Gottesdienst feiern, käme niemand wieder, kommentierte kürzlich in einem persönlichen Gespräch ein Pastoralreferent. Zu sehr haben sich viele Liturgen und Gemeinden daran gewöhnt, dass die treuen Gottesdiensteilnehmer eben doch jede Woche wiederkommen. So wie beim einzigen Restaurant im Ort, das mangels Konkurrenz mittelmäßiges Essen anbieten kann.
Natürlich ist es gut und sympathisch, dass wir in der Kirche nicht allzu gestylt und perfekt unterwegs sind, dass es menschlich zugeht. Man muss aber schon sehr weit in seiner Glaubenspraxis fortgeschritten sein, um sich von einer vielleicht inhaltsleeren Predigt, schlechter Musik oder schwierigen liturgischen Texten angesprochen zu fühlen. Liturgische Qualität ist allen Fort- und Weiterbildungsangeboten für haupt- und ehrenamtliche Kräfte zum Trotz zu stark dem Zufall überlassen. Das Bistum Essen geht einen richtigen Weg: Es hat ein Projekt gestartet, in dem Gemeinden die Qualität ihrer Gottesdienste überprüfen und diskutieren können. Das kann unbequem werden. Wegducken hilft aber nicht.
Die Qualität der Gottesdienste ist das eine. Das andere ist die Vielfalt. Die Eucharistiefeier ist zu Recht der zentrale katholische Gottesdienst. Viele Menschen können ihr aber nicht mehr folgen. Die Eucharistie berührt sie nicht, sie hat nichts mit ihrem Leben zu tun. Nun kann man über mangelnde Glaubenspraxis schimpfen und auf die Sonntagspflicht verweisen. Das ändert aber nichts. Wenn etwa wie zurzeit in vielen Gemeinden Kinder auf die Erstkommunion vorbereitet werden, die mit ihren Familien höchstens alle paar Monate einen Gottesdienst besuchen, ist das so, als wenn man musikalische Laien direkt im Symphonieorchester einsetzt, ohne ihnen vorher Noten, ein Instrument und die Freude am Musizieren beizubringen. Neue, kreative Gottesdienste sind gefragt. Auch am Sonntag. Nicht, um Menschen über diesen Umweg doch wieder in die Messe zu locken (wenn das klappt, ist es gut), sondern um ihnen eine Chance zu geben, mit Gott in Berührung zu kommen.