"Wir machen Journalismus mit freikirchlicher Brille"
Sie entstand vor knapp 50 Jahren aus einem Konflikt: Weil sie sich die evangelikalen Kreise vom epd nicht ausreichend vertreten sahen, gründeten sie kurzerhand eine eigene Nachrichten-Agentur. Heute ist das Magazin "ideaSpektrum" das Flaggschiff der Agentur, die trotz ihres Erfolgs umstritten bleibt. Der 41-jährige Matthias Pankau ist seit Anfang Februar Chefredakteur stellt die Arbeit von Idea vor.
Frage: Idea ist bekannt als Nachrichten-Agentur, die im evangelikalen Bereich angesiedelt ist. Sie selbst haben mal gesagt, dass sie einen "engagierten, christuszentrierten Journalismus" betreiben wollen. Was heißt das?
Matthias Pankau: Medien sollten insofern neutral sein, dass sie die Realität abbilden wie sie ist. Das machen wir. Aber wir wollen unseren Lesern auch Orientierung geben — an der Bibel, an Jesus Christus. Damit möchten wir dazu beitragen, dass ihr Leben gelingt. Wir haben also noch einen anderen Auftrag und geben nicht einfach nur nüchterne Informationen weiter.
Frage: Sie betreiben also eher Verkündigung als Journalismus?
Pankau: Nein. Dafür gibt es ja die unterschiedlichen journalistischen Darstellungsformen – angefangen von den Nachrichten, die neutral schildern, bis hin zu Kommentaren, die zugespitzt Meinung transportieren. Den Unterschied machen wir in unseren Publikationen sehr deutlich. Es ist uns daran gelegen, Information und Meinung nicht vermischen.
Frage: Bei Ihnen scheint der Teil christlich-missionarischer Berichterstattung recht stark ausgeprägt zu sein…
Pankau: Wir wollen über Dinge berichten, die unsere Leser woanders nicht finden. Seit der Flüchtlingskrise 2015 wird das Leid der Christenverfolgung in den meisten Blättern thematisiert. Wir haben darüber schon berichtet, als sich noch niemand dafür interessiert hat. Als christliches Medium stellen wir uns zudem die Frage: Könnte es nicht sein, dass Gott uns mit dieser Herausforderung auffordern will, uns auf unseren Glauben zurückzubesinnen und ihn auch an andere Menschen weiterzugeben? Ob unser Zeugnis dann bei Muslimen, Buddhisten, Juden oder Atheisten auf fruchtbaren Boden fällt, das dürfen wir getrost dem Heiligen Geist überlassen.
Frage: Welche weiteren Themenschwerpunkte setzt Idea?
Pankau: Wir setzen auf die Themen, die unsere Leser interessieren. Dazu gehören theologische Fragen, aber auch Lebensthemen. Für die nächste Ausgabe von ideaSpektrum haben wir ein größeres Stück zum Fasten geplant – wie bereite ich mich vor, was bringt es für Körper und Geist? Derzeit wird leidenschaftlich diskutiert, ob es Ärzten erlaubt werden soll, Werbung für Schwangerschaftsabbrüche zu machen. Auch darüber berichten wir, aber da sind wir nicht neutral, sondern treten für den Schutz des menschlichen Lebens vom Anfang bis zum Ende ein. Unsere Redaktionsleiterin hat ein Ehepaar besucht, das vor Jahren ein Kind abgetrieben hat und beschreibt, wie es ihm jetzt damit geht. Zu diesen hintergründigen Geschichten kommen tagesaktuelle Nachrichten, die für Christen interessant sein könnten. Themen, die keinerlei christlichen Bezug haben, greifen wir nicht auf. Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen, aber mir ist klar, dass wir ein Nischenprodukt sind und bleiben. Unsere Zielgruppe sind Christen, für die das Glaubensbekenntnis wirklich Maßstab ihres Lebens ist. Und das ist in Deutschland nun mal nicht die überwältigende Mehrheit.
Frage: Sie berichten vermehrt auch über die katholische Kirche – warum?
Pankau: Die Trennlinien zwischen den Konfessionen werden immer unschärfer. Natürlich können wir Lehrunterschiede nicht einfach unter den Teppich kehren. Aber wo es möglich ist, etwas zusammen zu machen, sollten wir das auch tun. Nehmen Sie die "Mehr"-Konferenz mit Johannes Hartl Anfang Januar in Augsburg: Es ist doch großartig, wenn dort Katholiken, Protestanten, Landeskirchler und Freikirchler zusammenkommen, um Gott zu loben. In Zeiten, in denen die Zahl der Christen so stark zurückgeht, können wir es uns nicht leisten, uns komplett gegeneinander abzugrenzen. Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe erlebt, wie wichtig es ist, als Christen zusammenzustehen.
Frage: Wie unterscheidet sich Idea vom epd, dem Evangelischen Pressedienst?
Pankau: Das Verhältnis zum epd ist heute ein sehr gutes, nur die Schwerpunkte sind andere. Der epd hat eine Chronistenpflicht, die wir nicht in dem Maße haben. Wir können in unserem wöchentlichen Magazin ideaSpektrum — unserem Flaggschiff — Themen nochmal anders angehen. Aber Idea ist vor knapp 50 Jahren schon aus einem Konflikt heraus entstanden: Die Evangelische Allianz, die ja auch freikirchliche Gruppen und Werke vertritt, hatte darum gebeten, beim epd thematisch vorzukommen. Das hat nicht funktioniert, also wurde Idea gegründet. Diese freikirchliche Brille ist bei uns nach wie vor sehr viel stärker als beim epd.
Frage: Aktuell wird Idea von der EKD noch jährlich mit 132.000 Euro unterstützt, dieser Zuschuss läuft bis 2020 aus. Wie wollen Sie das kompensieren?
Pankau: Die EKD hat auf ihrer jüngsten Synode im November 2017 beschlossen, den Zuschuss in drei Stufen zu kürzen. 2018 bekommen wir noch 90.000 Euro, nächstes Jahr 60.000 und 2020 dann gar keinen Zuschuss mehr. Das wurde damit begründet, auch andere evangelikal ausgerichtete Publikationen fördern zu wollen. Uns hat dieser Beschluss überrascht. Im Moment sieht es aber gut aus, dass wir die Einbußen durch Spenden kompensieren. Wir haben eine ganz große Welle der Solidarität unserer Leser erlebt. Für das laufende Jahr ist bereits gesichert, dass wir unsere Arbeit genauso weitermachen können wie bisher.
Frage: "Idea" wird bisweilen vorgeworfen, zu AfD-freundlich zu sein. Stimmt das?
Pankau: Nein, das stimmt nicht. Die AfD ist auf demokratischem Wege gewählt worden. In der Tagespolitik kann und muss sie sich nun beweisen – so wie alle anderen Parteien auch. Wenn etwas nachrichtlich relevant ist, dann melden wir es natürlich. Wir hofieren die AfD nicht, aber wir verteufeln sie auch nicht. Erwartungen, dass wir diese Partei am besten gar nicht erwähnen, muss ich deshalb enttäuschen.