Franziskus schenkt türkischem Präsidenten Friedensengel

"Höfliches" Treffen zwischen Papst und Erdogan

Veröffentlicht am 05.02.2018 um 12:55 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstad ‐ Rund 50 Minuten dauerte die Audienz von Papst Franziskus für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Beobachter vermuten, dass der Papst dabei vor allem über ein Thema gesprochen haben dürfte.

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Papst Franziskus hat dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Medaille mit einem Friedensengel geschenkt. "Das ist ein Friedensengel, der den Dämon des Krieges besiegt. Er ist Symbol einer Welt, die auf Frieden und Gerechtigkeit basiert", erklärte Franziskus dazu, wie beobachtende Journalisten nach der privaten Begegnung am Montag berichteten. Das Vier-Augen-Gespräch dauerte mit rund 50 Minuten eine halbe Stunde länger als üblich. Über Inhalte wurde zunächst nichts bekannt; Erdogan hatte aber zuvor angekündigt, besonders die Jerusalem-Frage mit Franziskus besprechen zu wollen.

Es war der erste Empfang eines türkischen Präsidenten oder Regierungschefs im Vatikan seit 59 Jahren. 1960 hatten der Heilige Stuhl und die Türkei volle diplomatische Beziehungen aufgenommen. In Ankara hatte Erdogan Franziskus bei dessen Türkei-Besuch 2014 empfangen. Am Montag nun wurde er von seiner Frau Emine in den Vatikan begleitet; sie trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kostüm, einen schwarzen Mantel und ein weißes Kopftuch.

Erdogan schenkte Franziskus eine aus Keramik gefertigte Panorama-Ansicht Istanbuls sowie Werke des islamischen Mystikers, Dichters und Philosophen Maulana Rumi (1207-1273). Der Papst überreichte ihm im Gegenzug eine Ausgabe seiner Umweltenzyklika "Laudato si" und seine Botschaft zum Weltfriedenstag 2018.

Erdogan dankte Franziskus zu Beginn der Begegnung für dessen Interesse. Die Atmosphäre des Treffens beschrieben die beobachtenden Journalisten als höflich und frohgestimmt. Der türkische Präsident hatte zuvor angekündigt, er wolle mit dem Kirchenoberhaupt auch über Terrorismusbekämpfung und Syrien sprechen. Der Heilige Stuhl sieht die türkische Militäraktion gegen kurdische Einheiten im syrischen Afrin mit Sorge. Der Papstbotschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, forderte immer wieder ein Ende der Gewalt.

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Beobachter gehen davon aus, dass Franziskus das Thema Menschenrechte angesprochen haben dürfte, ebenso den Schutz der christlichen Minderheit in der Türkei und die Probleme bei der Anerkennung kirchlichen Eigentums.

Erdogan war kurz vor 9.30 Uhr im Vatikan angekommen. Der Konvoi bestand aus etwa 30 Wagen sowie einer großen türkischen Motorrad-Eskorte. Der Staatsbesuch in Rom und im Vatikan wurde von Protesten begleitet. In einer Kirche in Turin hatten Aktivisten am Sonntag die türkische "Operation Olivenzweig" im Nordwesten Syriens gegen syrische Kurden kritisiert. Erdogan missbrauche den Olivenzweig, das christliche Symbol für den Frieden, um eine Kriegsaktion zu verdecken, so die Demonstranten.

Kurden demonstrierten an der Engelsburg gegen Erdogan

Menschenrechtler und Journalisten demonstrierten zudem gegen die massiv eingeschränkte Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei und die Inhaftierung von etwa 150 bis 170 Journalisten. Auch der deutsche Reporter Deniz Yücel ist dort immer noch in Haft. Kurden in Italien hatten zudem im Bereich der Engelsburg unweit des Vatikan demonstriert. Dabei kam es nach Angaben der Polizei zu Handgreiflichkeiten. Zwei Domonstranten wurden festgenommen. Rom verhängte zudem für den Bereich zwischen Petersplatz und Quirinalspalast ein 24-stündiges Demonstrationsverbot. Im gesamten Gebiet galten hohe Sicherheitsvorkehrungen.

Nach dem Gespräch mit Franziskus wollte sich Erdogan mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin treffen. Zudem war eine Besichtigung des Petersdoms vorgesehen. Im Anschluss standen Treffen mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Paolo Gentiloni an. (bod/KNA)