Erzbischof Scicluna untersucht Vertuschungsvorwürfe gegen chilenischen Bischof Barros

Nach Operation: Sonderermittler hat Klinik verlassen

Veröffentlicht am 24.02.2018 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Santiago de Chile ‐ Nach einer kurzfristig notwendig gewordenen Operation hat Sonderermittler Scicluna die Klinik in Chile wieder verlassen. Die Untersuchungen wegen Vertuschungsvorwürfen gegen Bischof Barros gehen weiter.

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Der zur Aufklärung von Vertuschungsvorwürfen gegen Bischof Juan Barros nach Chile entsandte päpstliche Sonderermittler, Erzbischof Charles Scicluna, hat nach einer kurzfristig notwendig gewordenen Operation die Klinik in Chile am Freitag wieder verlassen können. Scicluna habe sich von dem Eingriff zur Entfernung der Gallenblase erholt und werde seinen Besuch in dem Land nun bis zum kommenden Mittwoch fortsetzen, teilte die chilenische Bischofskonferenz am Freitag mit.

Ursprünglich wollte Scicluna Ende dieser Woche abreisen, war aber vor einigen Tagen unerwartet krank geworden. Die Bischofskonferenz teilte weiter mit, dass die Befragung von Missbrauchsopfern wie geplant abgeschlossen werde. Während des Krankenhaus-Aufenthalts von Scicluna hatte der spanische Geistliche Jordi Bertomeu die Gespräche weitergeführt. Wann mit einer Stellungnahme zu den Ergebnissen der Gespräche zu rechnen ist, ist bisher nicht bekannt.

Papst entschuldigt sich für Wortwahl im Fall Barros

Scicluna war von Papst Franziskus in die USA und nach Chile geschickt worden, um dort mit Opfern sexuellen Missbrauchs zu sprechen. Insbesondere geht es um die Frage, ob der chilenische Bischof Juan Barros, ein früherer Schützling des Täters und Priesters Fernando Karadima, von den Taten gewusst und sie verschwiegen hat.

Papst Franziskus hatte auf seiner Reise nach Chile im Januar den von ihm ernannten Bischof Barros verteidigt und gesagt, ihm lägen keine Beweise dafür vor, dass dieser vom Missbrauch durch Karadima gewusst habe. Dafür erntete der Papst teils heftige Kritik. Auf dem Rückflug nach Rom bat er anschließend um Entschuldigung für seine Wortwahl: Viele Missbrauchsopfer könnten keine Beweise für das Erlittene beibringen oder schämten sich, diese offenzulegen. Statt von "Beweisen" müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen. Das Wort "Beweis" habe die Opfer verletzt. "Den Papst sagen zu hören: 'Bringt mir einen Brief mit dem Beweis', ist eine Ohrfeige", so Franziskus.

Gespräch mit Missbrauchsopfer in den USA

Auf dem Hinflug nach Chile hatte Scicluna sich bereits in den USA mit einem der Opfer getroffen. Juan Carlos Cruz hatte Medienberichten zufolge bereits 2015 Hinweise auf Barros' Mitwisserschaft an den Papst übergeben lassen. Ob Franziskus die Hinweise gelesen hat, ist unklar. (stz/dpa/KNA)