Vorsynode: 300 Jugendliche diskutieren in Rom
Bei einer Bischofssynode haben in erster Linie Bischöfe etwas zu sagen. Damit bei der Bischofssynode im Oktober über die Jugend nicht nur (meist) ältere Männer zu hören sind, versucht der Vatikan, schon vorher junge Menschen zu Wort kommen zu lassen. Eine Gelegenheit dazu ist die "Vorsynode der Jugendlichen" ab Montag in Rom.
Zehn Deutsche
Dort sollen rund 300 junge internationale Teilnehmer, darunter Angehörige anderer Religionen und Nichtglaubende, ein Dokument erarbeiten, das auch Gegenstand der Beratungen der Bischöfe im Oktober sein soll. Eröffnet wird das Treffen mit einer Rede von Papst Franziskus und einem Gespräch von Jugendlichen mit ihm.
Bei dem Treffen befassen sich die Teilnehmer, darunter drei aus der Schweiz, eine Österreicherin und rund zehn aus Deutschland, mit drei großen Themenfeldern und je eigenen Leitfragen. So geht es in den Gesprächszirkeln und Vollversammlungen einmal um die Lebenssituationen junger Menschen. Dann soll eruiert werden, wie junge Menschen über Glaube und Kirche denken. Der dritte Themenbereich fragt, was die Kirche für junge Menschen tun, wie sie diese erreichen kann - sowie umgekehrt, was Jugendliche für die Kirche tun können.
Nach einer Arbeitsphase in Sprachgruppen soll am Mittwoch ein Entwurf des Schlussdokuments vorgestellt werden, der anschließend wiederum in kleinen Kreisen diskutiert wird. Zudem können die einzelnen Gruppen dem vatikanischen Synodensekretariat eigene Vorschläge unterbreiten. Die Abstimmung über das gemeinsame Papier ist für Samstagvormittag vorgesehen.
Bei der Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz soll es Papst Franziskus übergeben werden. Er wolle diese Ergebnisse abwarten, bevor er die Synode selbst konkreter plant, heißt es im Vatikan. Die Beteiligung der Jugend sei wesentlich, so der Synodensekretär, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Sonst würden am Ende "Luftschlösser gebaut, die unbewohnt bleiben, weil junge Menschen sich darin nicht wiederfinden".
Zudem können sich an dem Treffen in Rom 16- bis 29-Jährige über Soziale Netzwerke beteiligen. Dazu wurden entsprechende Facebook-Seiten in den sechs Konferenzsprachen gestartet. Über diese können Jugendliche weltweit ihre Erfahrungen, Wünsche und Kritik gleichzeitig in die Konferenz in Rom einbringen. Dort werden die Eingaben gesammelt und mit den Beiträgen vor Ort verbunden. Die Anmeldung ist über www.synod2018.va oder via Facebook möglich.
220.000 Rückmeldungen auf Fragebogen
Nicht ganz klar ist, wie die gut 300 Teilnehmer der Vorsynode ausgesucht wurden. Neben Anfragen an die örtlichen Bischofskonferenzen fragten Mitarbeiter von Vatikanbehörden und Ordensgemeinschaften wohl über eigene Kontakte in diversen Ländern an. Die Teilnehmer sollen, so die Organisatoren, "in der einen oder anderen Weise und aus je verschiedenen Gründen Vertreter einer größeren Gruppe" sein. So stammen etwa die zwei religionslosen deutschsprachigen Teilnehmer eher zufällig aus der Schweiz.
Um Jugendliche am Synodenprozess "Jugend, Glaube und Lebensentscheidungen" zu beteiligen, gab es bereits diverse Social-Media-Angebote mit der Kennung #synod2018, ein internationales Treffen von Jugendseelsorgern im März 2017, einen Online-Fragebogen sowie ein internationales Vorbereitungsseminar in Rom im September.
In das Treffen sollen auch die mehr als 220.000 Rückmeldungen auf eine Online-Umfrage des Synodensekretariats einfließen. Über ein halbes Jahr waren Personen zwischen 16 und 29 Jahren unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit aufgerufen, Fragen über Lebensziele, Familie, Arbeit und Religion zu beantworten. Dabei ging es auch um das Vertrauen in Institutionen wie Kirche, Parteien und Medien sowie um Vorstellungen von Familiengründung.
Die Vorsynode findet außerhalb des Vatikan in einem Bildungszentrum der "Legionäre Christi" in Rom statt. Eröffnet werden die Arbeitstage jeweils mit einer Gebetszeit. Unter anderem sind auch ein Besuch der Calixtus-Katakomben sowie eine Kreuzweg-Andacht in Vorbereitung auf die Karwoche geplant.
Bei eigentlicher Synode kein Stimmrecht für Jugendliche
An der eigentlichen Synode im Oktober zum Thema "Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" nehmen ausgewählte Jugendliche dann als Hörer teil - haben dort aber kein Rede- oder Stimmrecht.