Schwester M. Salome Zeman über das Sonntagsevangelium

Der Tod und die Hoffnung

Veröffentlicht am 25.03.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Bonn ‐ Die Hoffnung, die hinter Leiden und Sterben steht, ist kaum zu erkennen. Im Evangelium der Passion Jesu am Palmsonntag erscheint auch Jesu Tod völlig sinnlos. Die Hoffnung sei aber schon da, wenn auch unauffällig, meint Schwester Salome Zeman, - etwa in der Aussage des Hauptmanns.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Impuls von Schwester M. Salome Zeman

Im Freiburger Münster hängt seit über 400 Jahren jedes Jahr in der Fastenzeit ein riesiges Fastentuch im Chorraum. Abgebildet ist in der Mitte die Kreuzigung Jesu, und ringsum zeigt ein Kranz von 26 kleineren Bildern die Passion vom letzten Abendmahl an über die Auferstehung und Pfingsten bis zu einer Darstellung von Christus als Weltenrichter.

Die oberste Reihe der kleinen Rahmenbilder ist mit bloßem Auge kaum erkennbar – diese Bilder sind zum einen ausgeblichen und zum anderen sehr weit weg, denn der oberste Teil des Fastentuchs hängt in mehr als 12 Metern Höhe. Auf diesen kaum erkennbaren Bildern ist die Auferstehung dargestellt, die Himmelfahrt, Pfingsten und ganz am Rand das Weltgericht.

Der Umstand, dass genau die Bilder, die dem Leiden und Sterben folgen, kaum zu entziffern sind, entspricht der Erfahrung, die viele Menschen mit Leiden und Sterben machen: Die Hoffnung, die dahinter steht, ist kaum zu erkennen, und auf den ersten Blick geht nach dem Tod und der Grablegung nichts mehr weiter.

Im heutigen Evangelium der Passion Jesu gibt es einen Satz, der die Verzweiflung auf den Höhepunkt treibt. Da spotten die, die ihn verurteilt haben: "Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben." Das ist unglaublich zynisch und zugleich so furchtbar hoffnungslos. Egal, was Jesus tut (und ja auch schon getan hat) – sie erkennen ihn nicht und glauben ihm nicht. Sein Tod scheint völlig sinnlos und umsonst.

Und wie beim Fastentuch scheint auch im heutigen Passionsevangelium der Tod das letzte Wort zu haben – Jesus stirbt, und dann ist der Textausschnitt zu Ende. Aber auch wie beim Fastentuch ist die Hoffnung schon da, kaum erkennbar, unauffällig, aber eben da. Der Hauptmann, der unter dem Kreuz steht, formuliert die Grundlage der Hoffnung, die durch den Tod hindurchträgt: "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn."

Der Tod ist durch die Hoffnung nicht weniger schmerzhaft und unerträglich. Oft genug überdeckt der Tod die Hoffnung, lässt ihren blassen Farben keinen Raum und kein Licht. Auch die Jünger haben die Hoffnung unter dem Kreuz nicht gesehen, obwohl sie doch gewusst oder zumindest geahnt haben müssen, wer Jesus wirklich ist. Glaube schützt nicht vor Verzweiflung.

Wenn mich das Fastentuch an etwas erinnert, dann daran, dass es die Hoffnung gibt, dass sie auch im Schlimmsten da ist, ob ich sie nun sehe oder nicht. Es kommt nicht auf mich und meinen kleinen Glauben an. Es kommt auf Jesus an, der durch den Tod geht.

Von Sr. M. Salome Zeman OSF

Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 15, 1-39)

Die Verhandlung vor Pilatus
Gleich in der Frühe fassten die Hohenpriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen Beschluss: Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus. Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. Die Hohenpriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor. Da wandte sich Pilatus wieder an ihn und fragte: Willst du denn nichts dazu sagen? Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen. Jesus aber gab keine Antwort mehr, so dass Pilatus sich wunderte.

Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie sich ausbitten durften. Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten. Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und bat, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst. Pilatus fragte sie: Wollt ihr, dass ich den König der Juden freilasse? Er merkte nämlich, dass die Hohenpriester nur aus Neid Jesus an ihn ausgeliefert hatten.

Die Hohenpriester aber wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Barabbas zu fordern. Pilatus wandte sich von neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Da schrien sie: Kreuzige ihn! Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie schrien noch lauter: Kreuzige ihn! Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufrieden zu stellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.

Die Verspottung Jesu durch die Soldaten
Die Soldaten führten ihn in den Palast hinein, das heißt in das Prätorium, und riefen die ganze Kohorte zusammen. Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf und grüßten ihn: Heil dir, König der Juden! Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, knieten vor ihm nieder und huldigten ihm. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.

Die Kreuzigung
Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht. Dann kreuzigten sie ihn. Sie warfen das Los und verteilten seine Kleider unter sich und gaben jedem, was ihm zufiel. Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.
Und eine Aufschrift auf einer Tafel gab seine Schuld an: Der König der Juden. Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links.

Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Hilf dir doch selbst und steig herab vom Kreuz! Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhöhnten ihn und sagten zueinander: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben. Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.

Der Tod Jesu
Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.

Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.

Die Autorin

Schwester M. Salome Zeman ist Franziskanerin von Sießen, Diplomtheologin und studiert in Freiburg Englisch.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bieten wir jeden Sonntag den jeweiligen Evangelientext und einen kurzen Impuls an. Die Impulse stammen von Ordensleuten und Priestern.