Warum der Katholikentag die AfD nicht ausladen sollte
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Zugegeben: Ich bin kein Anhänger der AfD. Das patriotische Gehabe, den Hass auf den Islam und die Beschwörung des "christlichen Abendlandes" finde ich naiv und sehr bedenklich. Dennoch kann ich einer Erklärung mehrerer Theologen nicht zustimmen, die eine Ausladung des AfD-Politikers Volker Münz vom nächsten Katholikentag in Münster fordert. Die Initiatoren der Erklärung begründen ihren Vorstoß für einen AfD-freien Katholikentag damit, dass sie gegen die "Normalisierung einer menschenfeindlichen und hasserfüllten Politik" handeln wollen, wie sie die AfD verbreite. Die jungen Theologen liegen zwar richtig mit ihrem Anliegen, denn Menschenfeindlichkeit und Hass dürfen nirgendwo Platz haben. Weder in der Kirche noch in der Politik.
Dennoch finde ich, dass Münz die Möglichkeit haben sollte, beim Katholikentag dabei zu sein. Er ist religionspolitischer Sprecher seiner Partei im Bundestag und demokratisch gewählter Abgeordneter. Er spricht bei einem Podium über die Haltung der AfD "zu Kirche und Religion in Staat und Gesellschaft". Das wird keine One-Man-Show sein, bei der Münz seine nationalkonservativen Ansichten plakativ kundtun kann. Vielmehr teilt er sich die Bühne mit fünf weiteren Politikern der anderen Bundestags-Parteien. Es ist nur fair, dass er als Vertreter der AfD die Gelegenheit erhält, an der politischen Diskussion teilzunehmen, solange er sich an die Gesetze hält.
Vor zwei Jahren beim Katholikentag in Leipzig war die AfD nicht eingeladen, weil sie nicht erwünscht war. Erwünscht ist sie immer noch nicht, auch nicht von mir. Doch seit 2017 ist sie im Bundestag vertreten. Deshalb hat sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Ausrichter des Katholikentags dafür entschieden, Münz einzuladen. Diese Entscheidung war richtig. ZdK-Präsident Thomas Sternberg war schließlich selber zwölf Jahre lang Mitglied des Landesparlaments in Düsseldorf. Als Politiker ist er an eine Kultur der Auseinandersetzung gewöhnt. Daran sollten sich die Theologen ein Beispiel nehmen. Sie können ihre Ablehnung gegenüber Münz auf andere Weise ausdrücken, etwa durch eine Demonstration vor dem Veranstaltungsort. Daran würde ich sogar selbst teilnehmen!