Prantl: AfD-Einladung zum Katholikentag "skandalös"
Der Publizist Heribert Prantl wertet die Einladung eines AfD-Vertreters zum Katholikentag Mitte Mai in Münster als "skandalös". "Ich kann es nicht mehr hören, dass damit die AfD demaskiert wird", sagte das Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung" am Montagabend in Berlin. Die rechtspopulistische Partei "maskiert sich ja gar nicht".
Die AfD agiere in der Öffentlichkeit so, "wie jemand, der in der Gesellschaft furzt und dann grinsend in die Runde blickt", so Prantl. Man könne die AfD nicht einladen, nur weil sie "im Parlament sitzt und dort Unsäglichkeiten von sich gibt, derzeit etwa gegenüber Behinderten".
Im Bundestag ist die AfD derzeit die größte Oppositionsfraktion. Beim Katholikentag soll der kirchenpolitische Sprecher der AfD im Parlament, Volker Münz, an dem Podium "Nun sag', wie hast du's mit der Religion? - Die Haltung der Bundestagsparteien zu Kirche und Religion in Staat und Gesellschaft" teilnehmen. Die Einladung löste eine innerkirchliche Kontroverse aus. Der Deutsche Katholikentag findet vom 9. bis 13. Mai in Münster statt. 2016 in Leipzig war kein AfD-Vertreter eingeladen worden. Dies hatte ebenfalls zu Kritik geführt.
Begriff "christliche Werte" wie "Schlagstöcke" benutzt
Prantl stößt sich auch an einem inflationären Gebrauch des Begriffs "christliche Werte". Ohne rechtspopulistische Bewegungen direkt zu benennen, sagte er am Montagabend in Berlin, der Begriff werde oft gerade von jenen beschworen, die nicht christlich geprägt seien. Sie benutzten den Begriff "christliche Werte" wie "Schlagstöcke".
Es sei derzeit so, dass die Religiosität von Muslimen vielen Menschen überhaupt erst ihre eigene Unkenntnis des christlichen Glaubens verdeutliche, sagte Prantl, der seit 2018 das Meinungsressort der SZ leitet. Für ihn sei der entscheidende christliche Wert die Liebe. Dies bedeute, andere nicht auszugrenzen, sondern friedlich und respektvoll zusammenzuleben. Der Katholik Prantl bezeichnete die Bibel als das "Buch des Lebens - auch meines eigenen".
Prantl äußerte sich bei einer Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen der katholischen Journalistenschule ifp. Sie wurde 1968 als "Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses" (ifp) von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Seitdem haben rund 3.000 Absolventen die Kurse durchlaufen. (bod/KNA)