Simon Linder über den bayerischen Kreuz-Beschluss

Söder vergrößert Bruch zwischen Union und Kirchen

Veröffentlicht am 30.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Simon Linder über den bayerischen Kreuz-Beschluss

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Markus Söder dürfte mit den vergangenen Tagen zufrieden sein. Das wöchentliche Rennen gegen Jens Spahn und Horst Seehofer um die größte mediale Aufmerksamkeit entschied er diesmal für sich. Doch die Entscheidung, in allen bayerischen Behörden Kreuze aufhängen zu lassen, könnte etwas anderes bewirken als beabsichtigt ist.

Bisher stritten Vertreter von CSU und Kirchen öffentlich über Sachfragen, vor allem in der Flüchtlingspolitik. Die Basis im Glauben aber schien Union und Kirche noch zu verbinden, auch wenn engagierte Christen schon lange aus christlichen Motiven andere Parteien wählen. Den Bruch zwischen Union und Kirchen hat Markus Söder nun deutlich vergrößert.

Jesus ans Kreuz zu schlagen, symbolisierte seine finale Ausgrenzung aus der damaligen Gesellschaft. Wenn Christen Kreuze aufhängen, erinnern sie daran und an seine Botschaft, für die er das unvorstellbare Leid auf sich genommen hat. Dass Söder dieses Symbol nutzt, um nun Abgrenzung vom Islam herzustellen, ist schon fast ironisch und zeugt entweder von fehlendem Verständnis für die Botschaft des Kreuzes oder von Gleichgültigkeit.

Die CSU-Spitze hat sich in den vergangenen Jahren nicht dadurch ausgezeichnet, explizit christliche Werte in den Mittelpunkt der politischen Debatte zu stellen. Dem "C" in ihrem Namen wird die Partei schon lange nicht mehr gerecht. Wenn Söder nun versucht, das wichtigste Symbol der Christenheit für billige Symbolpolitik zu okkupieren, verlangt das deutlichen Widerspruch.

Aber wer weiß: Vielleicht hat Söders unbedachte Entscheidung am Ende doch noch etwas Gutes. Wenn Menschen, die bald in bayerischen Behörden an Kreuzen vorbeilaufen, sich überlegen, was uns das Kreuz heute sagen will. Die wenigsten werden im gekreuzigten Christus ein Symbol für bayerische Identität erkennen. Das Kreuz ist noch immer ein mächtiges Zeichen. Es wird sich nicht benutzen lassen für eine Ideologie der Ausgrenzung.

Von Simon Linder

Der Autor

Simon Linder ist Referent für Kirchenpolitik und Jugendpastoral beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und Kolumnist bei der Ludwigsburger Kreiszeitung.

Hinweis

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