Papst: "Ich wünsche Euch ein großes Fest des Glaubens"
18:50 - Katholikentag eröffnet - Steinmeier plädiert für gemeinsames Abendmahl
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünscht sich ein gemeinsames Abendmahl für katholische und evangelische Christen. Zu ökumenischer Gemeinsamkeit gehöre auch die Möglichkeit zum gemeinsamen Kommunionempfang für konfessionsverschiedene Paare, sagte er am Mittwoch bei der Eröffnung des Katholikentags in Münster: "Ich bin sicher: Abertausende Christen in konfessionsverschiedenen Ehen hoffen darauf."
Nicht als Bundespräsident, sondern als "bekennender evangelischer Christ, der in einer konfessionsverschiedenen Ehe lebt", wolle er hinzufügen, was er in Rom auch dem Papst sagen konnte, so Steinmeier unter großem Applaus der anwesenden Besucher: "Ich bitte um die Offenheit für weiteres ökumenisches Zusammenwachsen. Und hier auf dem Katholikentag möchte ich bitten: Lassen Sie uns Wege suchen, den gemeinsamen christlichen Glauben auch durch gemeinsame Teilnahme an Abendmahl und Kommunion zum Ausdruck zu bringen."
Der 101. Deutsche Katholikentag in Münster hat am Mittwochabend mit einer zentralen Festveranstaltung begonnen. Traditionell eröffnete der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, die Veranstaltung mit dem Gebet: "Gelobt sei Jesus Christus!" Bis Sonntag werden beim vierten Katholikentag in Münster insgesamt über 70.000 Teilnehmer erwartet.
Bundespräsident warnt vor Instrumenalisierung des Kreuzes
Zur Eröffnung ging Bundespräsident Steinmeier auch auf die Debatte über Kreuze in öffentlichen Gebäuden ein. Er warnte davor, Religion zu instrumentalisieren. "Der Staat hat die Religion nicht zu bevormunden, er hat sie nicht in den Dienst zu nehmen, und er darf sie insbesondere nicht zum Instrument von Politik machen." Dass Deutschland zutiefst christlich geprägt sei und "dass wir uns selber und unsere Kultur ohne unsere christliche Geschichte nicht verstehen können, ist für mich selbstverständlich", so Steinmeier: "Auch christliche Kirchen und christliche Symbole wie das Kreuz sind in unserem Land im öffentlichen Raum selbstverständlich. Aber wir wissen auch: Was sonntags in den Gottesdiensten fehlt, das kann das Kreuz im Behördeneingang nicht füllen."
Zur Herausbildung der kulturellen Identität im Land, so der Bundespräsident, habe das jahrhundertelange Ringen um das rechte Verhältnis von Kirche und Staat, Religion und Gesellschaft gehört. Die so gewonnene Religionsfreiheit gebe jedem Menschen das Recht, religiöse Symbole zu tragen, auch im öffentlichen Raum. Wörtlich ergänzte Steinmeier: "Aus aktuellem Anlass sage ich: Bei uns soll kein Jude Angst haben müssen, eine Kippa zu tragen." Antisemitismus müsse bekämpft werden: "Es gibt für Antisemitismus keinen Fingerbreit Verständnis, ob er deutsche Wurzeln hat oder ob er von außen mitgebracht wird." Diese Bundesrepublik sei nur dann vollkommen bei sich, "wenn Juden sich vollkommen hier zuhause fühlen. Und es ist unsere Verantwortung, dafür zu sorgen."
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17:30 - Botschaft von Papst Franziskus zum Katholikentag
Kurz vor der offiziellen Eröffnung des Katholikentags in Münster ist die Botschaft von Papst Franziskus an die Teilnehmer des Treffens veröffentlicht worden. Katholisch.de dokumentiert die Botschaft des Kirchenoberhaupts im Wortlaut:
Liebe Brüder und Schwestern,
ganz herzlich grüße ich Euch alle anlässlich des 101. Katholikentags in Münster und freue mich, dass Ihr in so großer Zahl gekommen seid. Eure Teilnahme ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr Euch das Leitwort dieses Katholikentags "Suche Frieden" am Herzen liegt.
Dieses Wort ist dem Psalm 34 entnommen: "Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!" (Ps 34,15). Es ist ein Imperativ und ein brandaktueller Hilferuf. Es gibt derzeit kein wichtigeres Thema in der öffentlichen Debatte über Religion als das Problem von Fanatismus und Gewaltbereitschaft. Wir können beobachten, dass im familiären Bereich, an Arbeitsplätzen, in Vereinigungen, in Stadtteilen, Regionen und Nationen sowie überall dort, wo der Mensch als solcher nicht als eine Gabe Gottes angenommen wird, Unfriede, Missgunst und Hass zutage treten. Meine große Sorge gilt den Menschen, besonders den Kindern und Jugendlichen, die wegen Krieg und Gewalt in ihrem eigenen Land zur Flucht gezwungen sind, um ihr Leben zu retten. Sie klopfen bei uns an mit der Bitte um Hilfe und Aufnahme. In ihren Augen sehen wir die Sehnsucht nach Frieden.
Die Stadt Münster war vor 370 Jahren Schauplatz für einen bedeutenden Friedensschluss nach einem verheerenden Krieg. Man kam überein, dem kriegerischen Morden, das auch im Namen einer von Menschen missbrauchten Religion verübt wurde, ein Ende zu setzen. Der Katholikentag hier in Münster ermahnt uns, aus der eigenen Geschichte heraus für die Zukunft Frieden zu lernen. Ein wesentliches Instrument dazu ist unser christliches Engagement in der Familie, in unseren Schulen und Bildungseinrichtungen, vor allem auch in der Politik.
Frieden kann ebenso weiterwachsen, wenn die Christen verschiedener Konfessionen im verbindenden Bekenntnis zu Christus an die Öffentlichkeit treten und sich in der Gesellschaft gemeinsam engagieren, denn Christus ist unser Friede (vgl. Eph 2,14). Frieden bedarf des wertschätzenden Miteinanders aller Menschen guten Willens aus allen Religionen und Bekenntnissen. Alle Menschen können wertvolle Bausteine im Aufbau einer friedliebenden Gesellschaft sein. Frieden zu suchen und ihn so auch zu gestalten, ist Aufgabe aller Menschen. Seid Botschafter des Friedens, der Verantwortung und der Barmherzigkeit vor allem für die junge Generation! In jedem Kind, egal in welchem Land es geboren ist, schaut uns Christus an, der selber als schwaches Kind in unsere Welt gekommen ist. Kinder sind Zukunft!
Die gerechte Teilhabe aller Männer und Frauen am Wohlergehen ihrer Gesellschaft ist Grundlage eines dauerhaften Friedens. Die gerechte Teilhabe aller gilt aber auch für die Menschen in allen Gesellschaften weltweit. Die großen kirchlichen Hilfswerke, die Verbände und viele Pfarrgemeinden leisten hierfür einen wertvollen Beitrag. Frieden aber beginnt auch ganz einfach und klein in unserer Sprache, in der Wahl der Worte. Mit Worten, die wie Brot sind, stärkend, wertschätzend, gütig, klärend und verlässlich, beginnt der Frieden. Wahrheitsliebende Worte aus unserem Mund – in Gesellschaft und Kirche, in Familie und Freundeskreis, in der Arbeit oder der Freizeit – dienen dem Frieden. So auch die Worte unserer Gebete!
Ich wünsche Euch, dass dieser Katholikentag ein großes Fest des Glaubens wird und ein weit sichtbares Zeichen für den Frieden. Die Tage von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten erinnern uns daran, dass wir unablässig den Heiligen Geist anrufen sollen, dass er uns seine Gaben schenke und den Frieden des Herrn wachsen lasse. Dabei schauen wir auch auf Maria, die als Mutter der Kirche mit den Aposteln um das Kommen des Heiligen Geistes gebetet hat. Sie begleite und unterstütze auch unsere Suche nach Frieden. Vertrauen wir uns ihrer Fürsprache und Hilfe an!
Ich weiß mich Euch im Gebet verbunden. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten! Von Herzen erteile ich Euch, die ihr in Münster zusammengekommen seid, wie auch allen Gläubigen des Volkes Gottes in Deutschland den Apostolischen Segen.
Das Programm von katholisch.de auf dem Katholikentag
Katholisch.de und KNA auf einer Bühne beim Katholikentag in Münster: Auf dem Programm stehen nicht nur Interviews mit Prominenz aus Politik, Kirche und Gesellschaft, sondern auch Live-Abendgebete und Mitsingkonzerte.16:06 - 2.000 freiwillige Helfer im Einsatz
2.000 freiwillige Helfer sind bis Sonntag beim Katholikentag in Münster im Einsatz. Die Altersspanne dieses Teams reiche von 16 bis 80 Jahren, sagte der Geschäftsführer des Katholikentags, Roland Vilsmaier, am Mittwoch. Räumlich kämen sie aus vielen Regionen "von Kiel bis München". Auch hätten sich nicht nur katholische, sondern auch Menschen aus anderen christlichen Konfessionen freiwillig gemeldet; darunter auch einige muslimische Geflüchtete.
Die Einsätze koordinieren Lutz Hüser und Franziska Neumann. Die Herausforderung bestehe darin, die 2.000 Helfer so einzuteilen, dass alle anstehenden Aufgaben bewältigt werden könnten, erklärte Hüser. Die Tätigkeiten sind vielfältig: Die Helfer regeln den Einlass an den Veranstaltungsstätten oder geben Auskunft an den Servicepunkten. Besucher können sie an ihren Helfertüchern erkennen.
15:04 - Bildungsministerin: Katholikentag kann Gegenpol bilden
Der Katholikentag kann nach den Worten von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) einen Gegenpol zu einer aggressiveren gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung bilden. In einer Zeit, "die weltweit sehr unruhig ist und in der viele Menschen unter Kriegen und Konflikten leiden", sei das Thema "Suche Frieden" sehr gut gewählt, sagte die Bundesministerin am Mittwoch in Berlin. Zur Debatte um das Kreuz im öffentlichen Raum mahnte die CDU-Politikerin, die Diskussion nicht aufzuladen "und auch kein Dogma daraus machen". Es sei aber schon wichtig, "dass wir das Signal nach außen senden: Wir haben eine christlich-jüdische Tradition, von der sind wir geprägt und die halten wir hoch".
15:02 - ZdK gegen Hetze und Hass
In einem Friedensappell zum Katholikentag fordert das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mehr Respekt vor Andersdenkenden und mehr Engagement für gewaltfreie Lösungen von Konflikten. Außerdem rief das Katholikenkomitee zum Abschluss seiner zweitägigen Vollversammlung in Münster zum Kampf gegen Ausgrenzung und Hetze auf. Das Gremium betonte zudem, dass momentan besonders Antiislamismus und Antisemitismus den gesellschaftlichen Frieden bedrohten. Darüber hinaus forderte das ZdK den Bundestag als Gesetzgeber auf, den Paragrafen 219a mit dem Werbeverbot für Abtreibungen unverändert beizubehalten.
Die Vollversammlung des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus hatte sich am Dienstag und Mittwoch vor Beginn des 101. Katholikentages unter dem Motto "Suche Frieden" in Münster getroffen. Das ZdK ist Veranstalter des Christentreffens, zu dem bis Sonntag insgesamt mehr als 70.000 Besucher erwartet werden.
"Als Christinnen und Christen wollen wir insbesondere mit den Angehörigen anderer Religionen und Weltanschauungen friedlich zusammenleben", heißt es in einem vom ZdK verabschiedeten Manifest. "Kriege, militärische Gewalt und rhetorisches Säbelrasseln prägen die internationale Politik", hält das Komitee fest und verweist unter anderem auf Syrien. Politische und diplomatische Lösungen seien aber möglich. Manche gesellschaftlichen und politischen Kräfte versprächen einfache Lösungen, kritisierte das ZdK weiter. Sie setzten auf Nationalismus, Hetze und Ausgrenzung. Beim Thema Antisemitismus wandte sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg dagegen, Muslime unter einen Generalverdacht zu stellen. Hinter Judenhass stünden oft völkisches Denken, Dummheit und auch religiöse Motive. Dies sei klar abzulehnen.
12:23 - Bischof Genn kritisiert Trumps Iran-Entscheidung
Der Münsteraner Bischof Felix Genn kritisiert die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen. "Bei allen Fragen, die man sicher an das Abkommen und seine Einhaltung durch den Iran stellen kann, ist das doch ein verheerendes Signal", sagte Genn am Mittwoch in Münster vor dem Auftakt zum Katholikentag. Der US-Präsident setze damit "seine unberechenbare Außenpolitik fort". Die Entwicklung müsse alle Menschen, die weltweit Frieden suchten, mit tiefer Sorge erfüllen, betonte der Bischof. "Wir müssen gerade auch als Christinnen und Christen alles tun - und hier ist ganz besonders und mehr als je auch die europäische Politik gefordert -, dass wir uns dem Abgrund eines Krieges nicht immer weiter nähern."
12:14 - Theologe verteidigt Diskussion mit AfD auf Katholikentag
Der katholische Theologe Thomas Arnold verteidigt die umstrittene Podiumsdiskussion mit Beteiligung eines AfD-Vertreters auf dem Katholikentag in Münster. "Wir leben in bewegten Zeiten: Die Säkularisierung nimmt zu, die Volkskirchen werden kleiner", sagte Arnold am Mittwoch dem Portal Spiegel Online. Zugleich würden Traditionen infrage gestellt. Deshalb müsse man verstärkt "über die Rolle von Religion und Kirchen in der Gesellschaft sprechen - mit möglichst allen politischen Kräften".
Arnold, seit 2016 Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, moderiert am Samstag die Podiumsdiskussion "Nun sag', wie hast du's mit der Religion?", an der religionspolitische Sprecher aller im Bundestag vertretenen Parteien teilnehmen. Dazu gehört auch Volker Münz von der AfD. Auf die Frage, wie man mit Rechtspopulisten rede, antwortete Arnold: "Ich rede nicht mit Rechtspopulisten, sondern mit Menschen." Er sei nicht einer Meinung mit der AfD, "aber ich muss ihren Vertretern zuhören. Und dann nachfragen, nachhaken, mögliche Unwahrheiten aufzeigen und meine eigene Meinung vertreten."
Eine Grenze ziehe er bei Rechtsextremen, betonte der Theologe. So habe er eine Diskussion mit Jens Maier vom völkisch-nationalistischen Flügel der AfD abgesagt. Dieser habe, so Arnold, im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der NS-Verbrechen von einem "Schuldkult" gesprochen und "eindeutig rassistische Positionen" vertreten.
12:05 - Katholikentag und missio sammeln ausgediente Handys
Der Katholikentag und das katholische Missionswerk missio rufen zum Handy-Recycling auf. Die Besucher der Veranstaltung in Münster sollen ihre nicht mehr gebrauchten Handys mitbringen und können sie dort an mehreren Sammelstellen abgeben. "Aus alten Handys werden wertvolle Rohstoffe wie Gold wiedergewonnen, nicht recycelbare Stoffe fachgerecht entsorgt", betonte Klaus Krämer, Präsident von missio Aachen, zum Start der Aktion: "Handy-Recycling schont die Umwelt, und so werden wir als Christinnen und Christen auch unserer Verantwortung für die Schöpfung gerecht."
Schätzungen zufolge liegen in Deutschland über 140 Millionen ausgediente Handys ungenutzt in den Schubladen, so das Hilfswerk. Dabei könne eine Handyspende viel Gutes bewirken. Als Startschuss übergaben drei Unterstützergruppen rund 2.000 Handys an missio.
6:41 - ZdK-Präsident Sternberg: Kirche hat ein Imageproblem
Die katholische Kirche hat nach Ansicht von Thomas Sternberg ein Imageproblem. "Wie wollen wir attraktiv sein für Außenstehende, wenn wir uns ständig präsentieren als ein Haufen, der mit sich selbst beschäftigt ist?", fragte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in einem Interview der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). "Wir sollten von Papst Franziskus lernen, dass wir uns nicht nur um unser Stammklientel kümmern, sondern um die, die am Rand oder außerhalb stehen." Er ärgere sich auch, "wenn in einer Talkshow nur katholische Knalltüten sitzen", so Sternberg weiter. "Wir müssten viel mehr drauf verweisen, dass es in vielen Bereichen Botschafter gibt. Zum Beispiel Thomas Gottschalk, der seinen Glauben nicht versteckt."
Zum Start des Katholikentages am heutigen Mittwoch in Münster verteidigte der ZdK-Präsident das Programm der Großveranstaltung, die bis Sonntag dauert. Es gebe da "ganz ulkige Sachen" wie zum Beispiel einen Tretbott-Gottesdienst auf dem Aasee, räumte er ein. Das liege daran, dass sich auf dem Katholikentag eine große Palette an katholischen Verbände präsentiere. "Und die sind sehr unterschiedlich und bunt." (stz/KNA)
Themenseite: Katholikentag
Vom 9. bis zum 13. Mai 2018 findet der Katholikentag in Münster statt. Alle Artikel von katholisch.de zu diesem Ereignis finden Sie auf der Themenseite.HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.