Behörden gehen von islamistischem Terror aus

Mindestens zehn Tote bei Anschlägen auf Kirchen

Veröffentlicht am 13.05.2018 um 09:21 Uhr – Lesedauer: 
Terrorismus

Jakarta/Bonn ‐ Bei Anschlägen auf drei Kirchen im indonesischen Surabaya sind mindestens zehn Menschen gestorben. Auch ein katholisches Gotteshaus ist betroffen. Die Behörden vermuten einen islamistischen Hintergrund.

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Mindestens zehn Menschen sind bei einer mutmaßlich islamistisch motivierten Bombenanschlagsserie auf drei Kirchen im indonesischen Surabaya ums Leben gekommen. Nach Polizeiangaben gab es mindestens 40 Verletzte, die Zahl der Toten und Verwundeten könne noch weiter steigen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Anschläge am Sonntag über sein Sprachrohr Amak für sich.

Die Großstadt Surabaya auf der Insel Java wurde am Morgen innerhalb von wenigen Minuten von mehreren Explosionen erschüttert. Die erste Explosion ereignete sich gegen 07:30 Uhr (01:30 Uhr MESZ) in einer katholischen Kirche namens Santa Maria. Nach Angaben von Augenzeugen geschah dies kurz vor Beginn eines Gottesdienstes. Im Fernsehen waren Bilder der stark beschädigten Kirche zu sehen.

Medien: Attentäter stirbt bei Explosion

Laut Medienberichten starben bei dem Angriff auf das katholische Gotteshaus vier Menschen, darunter der mutmaßliche Selbstmordattentäter. Kurze Zeit später gab es weitere Explosionen in einer Kirche, die der Pfingstbewegung gehört, und in einem protestantischem Gotteshaus. Auf dem Video einer Überwachungskamera war zu erkennen, wie ein Motorrad in eine der Kirchen fährt. Kurz danach sieht man eine mächtige Explosion. Ein Wachmann berichtete, dass unter den Attentätern auch eine Frau mit zwei Kindern gewesen sei. Die Frau sei an einer Sperre gestoppt worden. Dann habe sie den Sprengsatz gezündet.

Die Hafenstadt Surabaya ist mit mehr als 2,6 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt des Inselstaates. Indonesien hat seit mehr als anderthalb Jahrzehnten immer wieder mit islamistischer Gewalt zu tun. Schon vor der Mitteilung des IS ging die Polizei daher von einem islamistischen Hintergrund der Anschläge aus.

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Papst betet für Frieden

Papst Franziskus sprach den Opfern der Anschläge auf beim Angelus am Sonntag auf dem Petersplatz seine besondere Nähe aus. "Ich bete für die Opfer und ihre Angehörigen", sagte er beim traditionellen Mittagsgebet. Zusammen wolle man "den Gott des Friedens" bitten, der Gewalt Einhalt zu gebieten. In den Herzen der Menschen solle es statt Hassgefühlen vielmehr Versöhnung und Geschwisterlichkeit geben. Dabei bat er die Menschen auf dem Platz um ihr stilles Gebet.

Behörden gehen von islamistischem Anschlag aus

Die Behörden vermuten, dass die Bombenserie das Werk einer Gruppe mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamistischer Staat (IS) ist. Der indonesische Geheimdienst NIA machte die Gruppe Jemaat Ansharud Daulah (JAD) dafür verantwortlich. Der NIA-Sprecher Wawan Purwanto sagte im Fernsehsender Metro-TV, die Terrorgruppe JAD habe ursprünglich Anschläge auf die Polizei geplant. "Aber weil die Polizei vorbereitet war, haben sie sich jetzt andere Ziele ausgesucht." Erst am Donnerstag war in der Nähe von Jakarta ein Gefängnisaufstand mit insgesamt sechs Toten zu Ende gegangen, darunter fünf Polizisten. Bei einem Teil der Häftlinge soll es sich um IS-Anhänger gehandelt haben.

Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Mehrfach gab es dort schon Anschläge von Islamisten. Bei einem Anschlag auf der Ferieninsel Bali starben 2002 mehr als 200 Menschen. Von den mehr als 260 Millionen Einwohnern sind mehr als 85 Prozent muslimischen Glaubens. Katholische und protestantische Christen machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus. (kim/jcm/dpa/KNA)

13.05., 10:30 Uhr: Aktualisiert; Zahl der Todesopfer korrigiert
13.05., 12:49 Uhr: Ergänzt um Gebet von Papst Franziskus
13.05., 15:35 Uhr: Ergänzt um Bekennermitteilung des "Islamischen Staats"