Papst-Sekretär über Politik, Zölibat und sein Verhätnis zu Franziskus

Gänswein lobt Söders Kreuz-Erlass – Kritik an Marx

Veröffentlicht am 16.05.2018 um 13:55 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Hamburg ‐ Erzbischof Georg Gänswein wirft Kardinal Reinhard Marx in der Kreuz-Debatte "wenig erleuchtete Worte" vor. Außerdem sprach der Papst-Sekretär über sein Verhätnis zu Franziskus und dessen angebliche Gegner.

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Erzbischof Georg Gänswein hat den Kreuz-Erlass der bayerischen Landesregierung begrüßt. "Es bewahrt den Staat vor der Versuchung, sich totalitär des Menschen zu bemächtigen" sagte der Präfekt des Päpstlichen Hauses in einem Interview des "stern" (Donnerstag). Zugleich übte er Kritik an dem Münchner Kardinal Reinhard Marx. Der hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, Söder hätte mit seinem Vorstoß "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" ausgelöst. "Das hat der Erzbischof von München und Freising in einer ersten wenig erleuchteten Wortmeldung von sich gegeben", so Gänswein.

Gänswein über den Zölibat und sein Verhältnis zu Franziskus

Allerdings hatte auch Marx schon damals betont, dass er sich grundsätzlich über Kreuze im öffentlichen Raum freue. Wenige Tage später führte er seine Gedanken noch einmal aus: Kreuze im öffentlichen Raum stünden für "die Ausrichtung an den Grundaussagen des christlichen Menschenbildes", so der Kardinal. Das Kreuz solle zum Zeichen dafür gemacht werden, "dass diese Gesellschaft zusammenführt, dass sie integriert". Der Erlass, wonach ab 1. Juni ein Kreuz im Eingangsbereich aller Dienstgebäude des Freistaats hängen soll, sorgt bereits für Wochen seit Diskussionen.

Gänswein lehnt im Interview des "stern" zudem eine Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern ab. Diese Position vertrete er auch angesichts eines Mangels an Seelsorgern. "Auch wenn die Not groß ist, dürfen wir Wertvolles nicht über Bord werfen." Das Gleiche gilt aus Sicht des Erzbischofs auch mit Blick auf Forderungen nach einem Frauenpriestertum. Er halte es da mit Papst Johannes Paul II., der vor Jahrzehnten bereits verfügt habe, dass Frauen in der katholischen Kirche niemals Priester werden können. "Die Kirche ist an den Willen und das Wort Christi gebunden. Sie sieht sich nicht befugt, in dieser zentralen Frage des Glaubens eine Änderung einzuführen."

Seit 2005 im Dienst der Päpste

Der deutsche Kurienerzbischof steht seit 2005 im Dienst der Päpste. Neben seiner Tätigkeit als Präfekt des Päpstlichen Hauses ist er weiterhin Privatsekretär des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI., zu dem sein Verhältnis als besonders eng gilt. Seine Beziehung zu Franziskus beschreibt er so: "Ich meine, dass wir es ganz gut miteinander können, trotz aller Unterschiede in Charakter, Stil und Temperament."

Die Frage, warum Franziskus so beliebt in der Welt sei und angeblich umstritten in der katholischen Kirche, hält der Erzbischof für einen konstruierten Gegensatz: "Gegenüber dieser lichtvollen Gestalt werden dunkle Geschichten erfunden und in Umlauf gebracht, wonach im Vatikan heimliche Papstgegner lauern und Seilschaften am Werk seien, die Franziskus böse wollen." Dabei handle es sich um "medienwirksam gestrickte Klischees, die mit der Wirklichkeit herzlich wenig zu tun haben". (bod/KNA)