Björn Odendahl über Parteiprogramme und Pater Ockenfels

Liebe Christen, der Dialog mit der AfD ist beendet!

Veröffentlicht am 20.07.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Björn Odendahl über Parteiprogramme und Pater Ockenfels

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Die Christen lassen sich viel gefallen; so will es die Bibel. Aber jetzt muss Schluss sein. Lange Zeit haben wir sachlich vor dem Populismus der AfD gewarnt. Die Inhalte der Partei standen im Fokus, wenn etwa Kardinal Reinhard Marx das "Schüren von Fremdenfeindlichkeit" oder die "einseitige Betonung nationaler Interessen" monierte. Das Ziel war klar: Vielleicht kann man sie mit Argumenten zu einem höflicheren Ton animieren, bestenfalls sogar zu einem politischen Umdenken.

Doch der inhaltliche Austausch mit der AfD und ihren Anhängern ist krachend gescheitert. Der angebliche Wunsch der Partei nach Dialog? Augenwischerei! Denn da, wo sie ihn bekommen hat, etwa auf dem Katholikentag, aber auch in Form von Gesprächsangeboten durch Bischöfe wie Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) oder Ulrich Neymeyr (Erfurt), wurde er entweder nicht wahrgenommen oder zur Bühne für Propaganda.

Auch der Ton wurde mit den Jahren eher rauer als verständnisvoller, gegenüber Migranten wie auch gegenüber der Kirche. Kardinal Reinhard Marx muss sich noch heute als Verräter des christlichen Abendlandes bezeichnen lassen, weil er auf dem Jerusalemer Tempelberg die Deeskalation der Konfrontation in einer angespannten Situation vorzog. Bambergs Erzbischof Ludwig Schick ging sogar gerichtlich gegen Hass-Postings vor.

Es geht längst nicht mehr um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen wie Flucht und Migration, Familie oder Bildung. Die AfD hat die Kirche zu ihrem Feindbild erklärt. Das zeigt auch das in dieser Woche veröffentlichte Programm der bayerischen AfD zur Landtagswahl. Die Kirche soll, wenn sie die "Werte" der Partei nicht als christlich legitimiert, wenn sie den Kampf gegen den Islam nicht befeuert, lieber mundtot gemacht werden.

Warum sich trotz dieser Entwicklungen auch jemand wie der bekannte Dominikaner Wolfgang Ockenfels dazu hinreißen lässt, die Partei zu unterstützen, wage ich nicht zu beurteilen. Aber ich habe eine Bitte an ihn. Lieber Pater, wenn Sie – und hoffentlich viele andere Christen – das lesen: Beenden Sie das, was Sie für einen Dialog der Kirche mit der AfD halten. Versuchen Sie nicht mehr, die AfD zu verstehen, deren Handeln zu begründen oder gar christlich zu legitimieren. Das ging schon einmal schief. Jetzt, fünf Jahre nach Gründung der Partei, ist es Zeit für eine klare Abgrenzung – und ein Bekenntnis: Entweder tritt man für die christlichen Werte oder für die AfD ein. Beides ist nicht möglich.

Von Björn Odendahl

Der Autor

Björn Odendahl ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.