Wie kann ich meine Mitmenschen zur Umkehr rufen?
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Impuls von Schwester Veronica Krienen
Ganz schön radikal, wie Jesus seine Jünger auf den Weg sendet. Wenn ich ehrlich bin, lockt es mich nicht, so durch die Gegend geschickt zu werden, ohne Vorrat, ohne Brot, ohne Geld. Ich weiß, es gibt sie durchaus auch heute, diese beeindruckenden Zeitgenossen, die losziehen und auf Flüchtlingsschiffen oder in der Dritten Welt Dienst tun – ich gehöre nicht dazu. Dafür bin ich nicht der Typ, das muss ich mir beschämt eingestehen, mein Leben in einem westeuropäischen Land ist doch eher geordnet und etabliert.
Trösten kann mich, dass es in der Zeit Jesu neben den umherziehenden Jüngern auch solche gab, die an den verschiedenen Orten, seines Kommens sozusagen den Hintergrunddienst taten und dort seine Botschaft lebten. Auch ich bleibe am Ort, ich sitze in meinem Büro, in meinem Gesprächszimmer, in meiner Gemeinschaft und suche, wie ich dort mein Leben als Christin gestalten kann. So, wie ich mit Jesus im Gespräch bin – über 2.000 Jahre Abstand hinweg – scheint er mich nicht daraus wegzurufen, sondern radikaler hineinzurufen. Denn das Ziel, das das heutige Evangelium anbietet, macht mich neugierig und meint mich.
"Sie riefen die Menschen zur Umkehr auf, trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie". Menschen, Nachbarn, Kollegen, Freunde, Mitschwestern zur Umkehr, zum Evangelium rufen – wie könnte denn das gehen? Doch wohl nur, wenn ich selbst in der Hinkehr zu Jesus Christus den richtigen Dreh habe. Das Evangelium soll man ja gemäß dem heiligen Franziskus mit dem Leben verkünden und nur zur Not auch Worte benutzen. Die Hauptarbeit dieser Form der Verkündigung liegt wohl in der steten Ausrichtung meines eigenen Lebens.
Dem stehen oftmals "unreine Geister" im Weg, Einflüsse, die in die Irre führen, die den Menschen aus der eigenen Mitte herausreißen wollten. Es gibt sie um mich herum und auch in mir. Daran mitzuwirken, solche Einflüsse zu entlarven und in der verwirrenden Pluralität der inneren und äußeren Stimmen jenen Stimmen trauen zu lernen, die zu mehr Glaube, Liebe und Freiheit führen, ist auch ein Projekt, das mich zuerst selber meint, bevor es von mir selbst ausgehend auch für andere wirksam wird.
In den 80er Jahren dichtete Wilhelm Willms: "Wusstest du schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen und krank machen kann". Ja, das weiß ich, das habe ich vielfach schmerzlich und beglückend erfahren. Ich finde es immer wieder ein lohnendes Open-End-Lebensprojekt, dahin zu wachsen, dass meine Nähe gesundmachend wirken möge. Das ist meine Weise, mich in das heilsame Handeln Jesu einbinden zu lassen. Herausfordernd und durch und durch büro- und gesprächszimmertauglich, tauglich für jeden, für eine kleine Welt, ganz ohne spektakuläre Aufbrüche – aber nicht ohne Radikalität.
Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 6, 7-13)
In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie.
Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.