Rückblick auf die Internationale Ministrantenwallfahrt in Rom

Ein Papst mit Sonnenbrille und eine spontane Firmung

Veröffentlicht am 03.08.2018 um 14:05 Uhr – Lesedauer: 
Ministrantenwallfahrt

Rom ‐ Die Ministranten packen die Koffer. Ihre Wallfahrt in Rom neigt sich dem Ende entgegen. Sie waren bei der Sonderaudienz des Papstes, über den Dächern Roms und - ja - zwei von ihnen wurden sogar spontan im Petersdom gefirmt. Katholisch.de präsentiert die Highlights.

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In Roms Innenstadt zählt jemand laut herunter: "10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1…" Aus hundert jungen Kehlen folgt die Antwort "Suche Frieden!" Es ist Ministrantenwallfahrt in Rom und die 60.000 jungen Menschen prägen eine Woche lang das Stadtbild, ganz besonders am Mittwochabend, wo sich auf 300 Plätzen Roms sich zufällig ausgewählte Gruppen verschiedener Bistümer und Länder zusammenfanden. "Ihr habt auch die Nummer 147? Dann seid ihr unser 'Blind Date'", stellt ein Priester aus dem Bistum Passau fest und beginnt mit den vor ihm stehenden Württembergern das vorgesehene Programm. Die jeweils über 100 Teilnehmer stellen sich kurz vor, lernen spielerisch voneinander, wer bereits wie lange ministriert, beten gemeinsam ein Vaterunser und singen. Das "Kennenlernprogramm" läuft zumeist in diversen deutschen Dialekten ab, denn 50.000 Teilnehmer sind aus 26 deutschen Diözesen und 4.000 aus Österreich angereist.

Von Samstag bis Montagabend kamen die Gruppen gestaffelt in Rom an, ab Donnerstag bis zu diesem Wochenende findet die Rückfahrt in Hunderten Bussen statt. Die zentralen Ereignisse waren neben den "Blind-Dates" große Gottesdienste für die einzelnen Diözesen und natürlich die Sonderaudienz mit dem Papst am Dienstagabend. An der Begegnung mit Franziskus und anschließendem Abendgebet mit ihm nahmen laut Deutscher Bischofskonferenz und dem Internationalen Ministrantenbund CIM, die das Treffen gemeinsam organisiert hatten, 90.000 Menschen teil. Neben den angemeldeten "Minis" kamen wohl spontan noch weitere Ministrantengruppen und einige Touristen dazu.

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An Highlights war das Treffen mit Franziskus nicht arm: Der Papst nahm sich zwei Stunden Zeit, sagte einige Worte auf Deutsch ("Ich habe verstanden"), beantwortete Fragen und lud zu einer gemeinsamen Schweigeminute ein. Einige hatten auch richtig Glück bei der Begegnung. So machte Andreas aus dem Bistum Trier ein großes Tauschgeschäft: Er hatte Franziskus einen weißen Pileolus hingehalten – und der Papst griff danach, setzte es sich auf und gab sein eigenes Scheitelkäppchen an Andreas zurück. Die Oberministranten aus Rottenburg-Stuttgart haben ein Selfie mit dem Papst hinbekommen. Und die Osnabrücker freuten sich, dass Franziskus ihre offizielle quietschgelbe Pilger-Sonnenbrille direkt kurz aufsetzte.

Aber auch beim Programm der einzelnen Gruppen und Bistümer gab es Höhepunkte und prägende Gänsehautmomente. So konnten insgesamt etwa 200 Ministranten aus dem Erzbistum München und Freising an einem von vier "Abendgebeten über den Dächern Roms" teilnehmen. Auf dem Dach der Salvatorianer, einen Steinwurf vom Petersdom entfernt, machten sie bei stimmungsvoller Musik Fotos der prächtigen Kuppel und des Innenstadt-Panoramas. Zwei Pastoralreferenten reflektierten anschließend mit ihnen den Tag, wie es in der ignatianischen Spiritualität üblich ist. Eine Besonderheit an dem Angebot der Erzdiözese war außerdem, dass es ausgelost wurde. Knapp 30 solcher Extra-Programmpunkte konnten die Messdiener gewinnen, berichtet Jugendreferent Stefan Hubl. Mit dabei war auch eine Radtour mit Weihbischof Wolfgang Bischof und ein Kurs in der Herstellung von italienischem Eis.

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Auch andere Bistümer hatten Besonderheiten für ihre Minis parat. Manche stellten besondere Pins her, die die Ministranten tauschen und auf ihre Armbändchen stecken konnten – je kleiner die Auflage, umso begehrter der Pin. Auf Social Media wurden die Erlebnisse teils mit eigenen Bistums-Hashtags versehen und hochgeladen: #TeamStefan hieß es mit Bezug auf den Erzbischof vom Erzbistum Hamburg, #messdienersinddiecoolsten hieß es aus dem Oldenburger Land, und #findefrieden mit Bezug auf das Motto "Suche Frieden und jage ihm nach". Sie alle ergänzten den offiziellen Hashtag #CIM2018ROMA.

Spontane Firmung

Andere sorgten für eine besondere Atmosphäre bei den großen Messen zur Eröffnung und zum Abschluss der Wallfahrt. So wurden etwa die Säulen von Sankt Paul vor den Mauern wie schon vor vier Jahren mit Scheinwerfern bunt illuminiert. Und im Petersdom wurde spontan gefirmt: Am Donnerstag spendete der Limburger Bischof Georg Bätzing zwei der etwa 1.100 Ministranten seines Bistums das Sakrament, da ihre Firmung vor einigen Wochen aufgrund einer Schulveranstaltung ausgefallen war. Fabian Eden und Emilia Seidensticker hatten Bätzing nach einer Messe in den Katakomben Roms darum gebeten. "Es war eine riesige Ehre, hier gefirmt zu werden", sagte Fabian anschließend.

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Wieder andere, etwa aus dem Bistum Mainz, nahmen all ihre Kraft und Ausdauer zusammen, um die Siebenkirchenwallfahrt zu absolvieren – 20 Kilometer an einem Tag zu Fuß. Und die Aachener Ministranten nahmen sich ein Vorbild am Papst, der sie bei der Katechese um Werke der Barmherzigkeit gebeten hatte: Deshalb halfen sie gemeinsam mit der Gemeinschaft Sant'Egidio einen Tag den Armen in Rom. Die 550 Minis aus dem Bistum Eichstätt erneuerten während einer Feier mit Bischof Gregor Maria Hanke im Petersdom ihr Ministrantenversprechen.

Die 12. Internationale Ministrantenwallfahrt mit Teilnehmenden aus 19 Nationen geht zu Ende – in vier Jahren findet die nächste statt. Anregungen für die Zukunft haben die Minis jedenfalls: Da viele von ihnen unter den Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius litten, äußerten einige den Wunsch, dass das Treffen nicht im August stattfindet. Und die Deutschen hätten gerne, dass mehr Teile der Begegnung mit dem Papst ins Deutsche übersetzt würden – jedenfalls, wenn sie wie traditionell wieder die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer bilden.

Von Agathe Lukassek
"Abendgebet über den Dächern Roms"
Bild: ©katholisch.de/sth

Ministranten des Erzbistums München und Freising beim "Abendgebet über den Dächern Roms".