Ob Franziskus selbst über die Verbrechen informiert habe, sei unklar

Staatsanwalt: Vatikan hat von Missbrauch gewusst

Veröffentlicht am 29.08.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Harrisburg ‐ Der Staatsanwalt von Pennsylvania hat nach eigenen Angaben Beweise, dass der Vatikan über Vertuschungsversuche in den USA informiert war. Zudem gebe es detaillierte handschriftliche Aufzeichnungen.

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Pennsylvanias Staatsanwalt Josh Shapiro hat nach eigenen Angaben Beweise, dass der Vatikan über Vertuschung von sexuellem Missbrauch in der US-Kirche Bescheid gewusst habe. Er könne aber nicht überprüfen, ob Papst Franziskus selbst Kenntnis von den Verbrechen von Priestern gehabt habe, sagte Shapiro in der Sendung "Today" des Nachrichtensenders NBC (Dienstag). Seit Bekanntmachung des Reports für die katholischen Bistümer im Bundesstaat Pennsylvania habe es über die Hotline rund 700 weitere Hinweise auf Sexualstraftaten gegeben.

Shapiro: Missbrauch handschriftlich detailliert dokumentiert

Die Grand Jury machte nach Shapiros Angaben handschriftliche Notizen ausfindig, in denen der Missbrauch in geheimen Archiven detailliert beschrieben worden sei. Kleriker seien vom Bostoner Kardinal Bernard Law gezwungen worden, "alles" zu dokumentieren. Diese Politik bezeichnete der Staatsanwalt als "unerklärlich". Er beklagte, Kirchenführer hätten "Gemeindemitglieder am Sonntag belogen, die Öffentlichkeit belogen, die Täter vor der Öffentlichkeit geschützt, aber alles dokumentiert und es in Geheimarchive gelegt".

Bild: ©Galletto Marco/Fotolia.com

Nach Angaben des Staatsanwalts von Pennsylvania wusste der Vatikan Bescheid über Missbrauch und Vertuschung in den USA.

Nach dem, was die Täter den jungen Menschen angetan hätten, sei es bitter zu sehen, wie die Vertuschung vieler Fälle bis zur Verjährungsfrist gelungen sei, so der Generalstaatsanwalt. "Wenn wir irgendeinen Fall vor Gericht bringen können, gegen irgendeinen übergriffigen Priester oder irgendjemanden, der es vertuscht hat, werden wir es tun", sagte Shapiro.

Der frühere Papstbotschafter in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, hatte am Wochenende ein langes Schreiben mit Anschuldigungen gegen Kurienmitglieder und US-Bischöfe lanciert. Vigano, von 2011 bis 2016 Nuntius in Washington, erklärt darin, er habe Franziskus bereits im Sommer 2013 persönlich mitgeteilt, der ehemalige Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick habe "Generationen von Seminaristen und Priestern verdorben" und sei von Benedikt XVI. zu einem zurückgezogenen Leben in Buße verurteilt worden. Hintergrund waren laut Vigano zahlreiche homosexuelle Aktivitäten des prominenten Kardinals.

Aus dem Kardinalsstand entlassen

Franziskus entließ den 88-jährigen McCarrick Ende Juli aus dem Kardinalsstand. Eine Woche zuvor hatte er ihm die Ausübung priesterlicher Aufgaben in der Öffentlichkeit untersagt, nachdem das Erzbistum New York erstmals Vorwürfe sexueller Vergehen auch an Minderjährigen als "glaubwürdig und substanziell" eingestuft hatte. Viganos Schreiben kommentierte der Papst nicht. Die Medien sollten das Papier gründlich studieren und sich ein eigenes Urteil bilden, sagte er. (KNA)