Faktencheck: Fördert die Kirche Affären mit dem Chefarzt?
Gut, dass Karl Lagerfeld nur Mode-Papst ist, und nicht der richtige Papst, haben wir uns gedacht, als wir die Würdigungen zu seinem 85. Geburtstag lasen. Man stelle sich vor: ein Pferdeschwanz-Papst, der Trainingshosen-Träger exkommuniziert und Chanel-Taschen an Obdachlose verteilt.
Da ist uns Lagerfelds Designer-Kollege Harald Glööckler doch viel sympathischer, von dem der kluge Satz stammt, dass Jesus "wesentlich einfacher einzukleiden wäre als die Bundeskanzlerin". Auf diesen Blödsinn kann man zwar keine Kirche bauen, aber offenbar ein Mode-Imperium.
Doch dass Glööckler in seinem Garten wirklich Jesus erschienen sein soll, können wir nicht recht glauben. Als Kassenpatient wären wir ja schon dankbar, wenn uns wenigstens mal ein Chefarzt erscheinen würde, müsste gar nicht im eigenen Garten sein, im Krankenhaus würde vollkommen ausreichen. Den Jubel über die Chefarzt-Behandlung des Europäischen Gerichtshofs konnten wir allerdings nicht ganz nachvollziehen. Was soll daran bitteschön Diskriminierung sein, wenn Götter in Weiß, die ihre Ehefrauen ausmustern, sobald sie nur drei Falten im Gesicht haben, und durch 20 Jahre jüngere Assistenzärztinnen ersetzen, dafür ihre Unsterblichkeit einbüßen?
Und außerdem, sind wir doch mal ehrlich: Eigentlich kommt das kirchliche Arbeitsrecht der sexuellen Selbstbestimmung von Chefärzten ganz zu pass. Immerhin liefern katholische Krankenhäuser ihnen eine unschlagbare Argumentationshilfe, wenn ihre Gespielin mal wieder mit ihrem pseudoromantischen Hochzeitsgelaber nervt und sie zu einer zweiten Ehe drängen möchte. "Schatz, das geht nicht, dann verlier ich meinen Job" ist doch allemal überzeugender als Standard-Ausflüchte wie "Lass mir noch etwas Zeit, ich bin noch nicht soweit, Liebling".
Karl Lagerfeld hätte übrigens bei katholischen Krankenhäusern nicht mal als Chef-Designer eine Chance. Denn er würde am liebsten seine Katze Choupette heiraten, wie er vor einigen Jahren verriet. Er fände es sehr schade, dass Menschen keine Tiere heiraten könnten, erklärte Lagerfeld damals.
Die Bibel vertritt hier bekanntlich eine etwas andere Auffassung, die wir hier aber leider nur in der lateinischen Vulgata-Fassung wiedergeben können, weil die deutsche Übersetzung zu vulgär wäre: cum omni pecore non coibis nec maculaberis (Lev 18,23). Aber zum Glück gibt es jetzt ja die neue deutsche Übersetzung der Vulgata.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Sieben Jahre nachdem Karl Lagerfeld seine neue Chanel-Kollektion vor einer Szenerie vorstellte, die an einen Meteoriten-Einschlag erinnerte, hat auch der Vatikan dieses Tabu-Thema aufgegriffen. Eine internationale Konferenz beschäftigte sich dieser Tage auf Einladung der Päpstlichen Sternwarte mit der Aufbewahrung und Ausstellung von Meteoriten. Nach Recherchen von katholisch.de soll Franziskus derzeit gemeinsam mit Karl Lagerfeld an einer Enzyklika über dieses Thema schreiben, die sich vor allem an Chefärzte richtet.