Jesus und die Würde des Menschen
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Impuls von Schwester Veronica Krienen
Die Würde des Menschen ist unantastbar – selbstverständlich, so steht es im Grundgesetz. Und doch: Die Würde des Menschen wird nicht nur angetastet, sie wird verletzt, zerstört, geraubt – jeden Tag. Die Nachrichten sind voll davon, wir erleben es selbst am Arbeitsplatz, in der Schule, in Familien… Und auch in der Kirche sind wir derzeit damit konfrontiert, dass Christen, Priester und Ordensleute die Würde und Integrität von Menschen auf unerträgliche Weise und oft nachhaltig beschädigt haben, weil sie sich an unterlegenen Personen vergriffen haben.
Auch in den beiden heute erzählten Perikopen im Sonntagsevangelium geht es um zu der Zeit Jesu unterlegene, arme und rechtlose Menschen: Frauen und Kinder. Jesus sind sie wichtig – die Frau, damit sie von ihrem Mann nicht wie eine Ware gebraucht wird, der man sich bedienen und sie dann wegwerfen kann, und die Kinder, deren Würde zählt, die allen Segen wert sind.
In dem heute zunächst erzählten Streitgespräch entlarvt Jesus die Logik des Sich-Bedienens, die Logik, die fragt: "Was kann ich für mich rausholen?". Jesus stellt seine so ganz andere Denkrichtung dagegen: Vom Uranfang her sind die Menschen von Gott gleichwürdig geschaffen, aufeinander bezogen und verwiesen. Jeder Mensch kommt von Gott und hat von dorther seine unveräußerliche Würde. Jeder Mensch hat das Recht, so angesehen, angesprochen, so behandelt zu werden: als jemand, die/der von Gott kommt und mir gleich ist. Zu diesem uranfänglichen Heil will Jesus uns Menschen wieder hinführen.
Wie das konkret gehen kann, zeigt das Beispielhandeln Jesu in der Kindersegnung. Jesus ist hellwach, er bekommt mit, was um ihn herum geschieht, er reagiert mit Unwillen auf die Missachtung von Menschen und ihren Bedürfnissen, und er mischt sich ein. Jesus verändert die Situation aktiv und zeigt uns, wie man einem Kind, einem Unterlegenen, jedem Menschen so begegnet, dass dieser berührt und dabei in seiner Würde nicht angetastet wird. Jesu Begegnungsvorbild ist weit mehr, sie ist heilsam. Sein In-die-Arme-Nehmen kommt aus einer Haltung des Segnens und führt zum Segnen. Solche Begegnung "sucht nicht den eigenen Vorteil" – so charakterisiert der Korintherbrief die Liebe.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das ist der der Schöpfung eingestiftete Heilswille Gottes für uns alle. Daran Maß zunehmen, uns daran zu binden, sind wir gerufen. Jesus lebt sie uns vor, sagt und zeigt uns wie das geht: Begegnungen, Beziehungen zu leben, die den anderen in seiner Würde groß sein lassen.
Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 10, 2-16)
Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.