Ü70-Party checkt Probleme der Jugend aus
Die Jugend von heute ist kaputt: frühsexualisiert und gegendert, empathielos und gottlos, internet- und handysüchtig. Körper und Geist des Homo digitalis entwickeln sich seit Jahren zurück. Ärzte diagnostizieren bereits physische Spätfolgen, die unter anderem in Form eines Glöckner-von-Notre-Dame-Smartphone-Nackens daherkommen. ganz zu schweigen davon das die kenntnisse in orthographie interpunktion und vor allem groß- und kleinschreibung dramatisch nachlassen!
Doch es naht Rettung für die Schulhöfe dieser Welt. Da, wo Eltern vor dem Sprachcode und der digitalen Lebenswelt ihres Nachwuchses kapitulieren und Lehrkräfte in Tränen ausbrechen, weil sie für ihren hippen Overheadprojektor belächelt werden, da wo "lindnern" von (alten) Sprachforschern als Jugendwort des Jahres 2018 nominiert ist, obwohl es niemand unter 30 benutzt (außer man ist ein Lauch), da springt eine Institution mutig in die Bresche: die eine, stylische, katholische und apostolische Kirche.
"Sheeesh" denken Sie jetzt sicherlich. Das heißt bei jungen Leuten so viel wie "Wirklich?", "Echt jetzt?" oder "Nicht dein Ernst?!". Doch Sie haben richtig gehört. Im Vatikan wurde mal wieder zur größten Ü70-Party der Welt geladen, um in der Theorie das zu besprechen und theologisch zu verklausulieren, wovon man in der Praxis weiter entfernt ist als Theodore McCarrick von einem möglichen Seligsprechungsverfahren. Liebe Jugendliche, haltet eure Knickerbocker fest und pomadiert euch das Haupthaar – denn die Kirche ist auf der Überholspur und ihr steht im Fahrtwind!
Um zu zeigen, wie nah man tatsächlich an der Jugend dran ist, hat die Kirche gleich ein paar Dutzend Verbandskatholiken unter 30 als Gasthörer eingeladen – natürlich ohne Stimmrecht. Zuhause hat die Jugend schließlich auch nichts zu melden, solange sie die Füße noch unter den Tisch von Papa und Mama stellt. So geht Authentizität!
Das spiegelt sich dann auch in der Sprache und den Themen des Vorbereitungsdokumentes wieder: "Volk Gottes in einer fragmentierten Welt" heißt dort ein Unterkapitel. Und ein anderes: "Sündenfall, Reue und Aufnahme." In den Büroräumen des Langenscheidt-Verlags ärgert man sich wohl schwarz, dass die diesjährige Liste für das Jugendwort des Jahres schon fertig ist. "Voll der Sündenfall" hätte Potenzial gehabt. Und auch in der großen Pause gibt es in den Klassenzimmern kein anderes Thema mehr: "Was ist das für 1 Instrumentum laboris vong Bischofssynode her?" Schwupps – lösen Latinismen Anglizismen in der Jugendsprache wieder ab.
Doch nicht alle im Vatikan sind in Partystimmung. Der Erzbischof von Philadelphia, Charles Chaput, hat keinen Bock auf die Sprache der Jugend und all die damit einhergehenden Modeerscheinungen wie etwa Homosexualität. Die Abkürzung LGBT habe nichts in Vatikan-Dokumenten zu suchen, sagte er kurz nach Beginn der Synode – und schob mit all seiner großväterlichen Weisheit als Begründung nach: Die Kirche würde die Menschen "nicht nach ihren sexuellen Neigungen kategorisieren". Okay, vielleicht habe ich dem Erzbischof Unrecht getan: Mit diesem Witz ist er definitiv kein Stimmungskiller, sondern der King auf jeder Party! *rofl*