Bischöfliche Kritik am Arbeitsdokument der Synode

Genn warnt Kirche vor "geistlichem Missbrauch" von Jugendlichen

Veröffentlicht am 11.10.2018 um 15:00 Uhr – Lesedauer: 
Genn warnt Kirche vor "geistlichem Missbrauch" von Jugendlichen
Bild: © KNA

Vatikanstadt/Bonn ‐ Seelsorger stünden in der Gefahr, anderen die eigenen Vorstellungen aufzuzwingen, statt ihnen ihre Freiheit zu lassen: Der für Berufungspastoral zuständige Bischof Felix Genn sprach heute auf der Jugendsynode in Rom. Katholisch.de dokumentiert den Redebeitrag.

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Mit herzlichem Dank für das gute Instrumentum laboris möchte ich direkt drei Punkte herausgreifen, die mir wichtig erscheinen. Sie betreffen Teil II und auch schon Teil III:

1. In den Nummern 190 bis 193 wird von konkreten Formen der Katechese gesprochen. Ich möchte kurz erzählen, dass ich in unserer Diözese eine Form gefunden habe, im Laufe des Jahres mit Jugendlichen in Kontakt zu treten. Ich tue dies an verschiedenen Sonntagen um 17.00 Uhr sowie an verschiedenen Freitagabenden.

Die erste Form ist die Form einer Katechese, die mich ins unmittelbare Gespräch mit den Jugendlichen bringt und bei dem wir auch verschiedene digitale Medien einsetzen. Die andere Form sind Jugendgebetsabende, in denen ich das Wort der Verkündigung in katechetischer Weise an die Jugendlichen richte. Die Uhrzeit am Sonntag scheint bemerkenswert zu sein, aber die Verantwortlichen in der Jugendpastoral haben mir gesagt, dass die Zeit um 17.00 Uhr für Jugendliche Zeit sei, die sie wenig mit Freizeit füllen können.

2. Ein ausführliches Kapitel im Dokument spricht von der Kunst der Begleitung. In der Nummer 115 ist von der "Folgsamkeit dem Lehrer gegenüber" die Rede. Ich möchte auf die Gefahren dieser Begleitung hinweisen, die an verschiedenen Stellen angesprochen werden, besonders in der Nummer 130. Im Zusammenhang mit der Debatte um die Formen des Missbrauches möchte ich einen eigenen Akzent benennen. Es ist offenbar geworden, dass sexueller Missbrauch auch in der Beichte geschehen ist: im heiligen Raum des Sakramentes und der Person! Deshalb ist es wichtig, darauf hinzuweisen: Es gibt auch den geistlichen Missbrauch, dem anderen meine Entscheidung, die ich bei ihm für richtig halte, aufzuzwingen, statt ihm die Freiheit zu lassen. Die Begleitung muss in der Haltung der Nummer 15 des Exerzitienbuches des heiligen Ignatius erfolgen: den Schöpfer mit dem Geschöpf wirken zu lassen.

3. Schließlich möchte ich noch hervorheben, was zur Bedeutung von auctoritas gesagt wird und die mehrmalige Betonung im Dokument, dass die Jugendlichen die Hauptrolle in der Jugendpastoral zu spielen haben. Ich möchte betonen, dass wir die Jugendlichen zu begleiten haben, indem wir durch intensives Zuhören geradezu maieutisch die Wahrheit hervorrufen, die bereits in ihnen lebt, um sie von dort zu einer inneren Umkehr weiter zu führen in die Nachfolge Christi. So werden sie spüren: Christus zu folgen ist schön, ist gut und entspricht der Wahrheit des Lebens.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Von Bischof Felix Genn