Pfarrer Christian Olding über das Sonntagsevangelium

Denke nicht, Jesus löst alle Probleme für Dich!

Veröffentlicht am 27.10.2018 um 17:40 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ Im heutigen Evangelium geht es um den blinden Bartimäus, der auf Heilung durch Jesus hofft. Sich blind – in diesem Fall wortwörtlich – auf Gott zu verlassen reicht allerdings nicht, meint Pfarrer Christian Olding. Dennoch könnten wir etwas von Bartimäus lernen.

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Impuls von Pfarrer Christian Olding

Dieser Jesus, auf den der gute Bartimäus all seine Hoffnung gesetzt hatte, stellt eine Frage, wie sie zynischer fast nicht sein kann: "Was willst du denn? Was soll ich für dich tun?" Alle Welt wusste doch, was dieser Bettler wollte. Er wollte genauso sein, wie all die anderen. Wieder sehen können, gesund und glücklich sein, in Frieden leben und ohne allzu große Sorgenpakete. Wie konnte Jesus nur eine so dämliche Frage stellen?

Ein wenig verdattert dürfte Bartimäus gewiss gewesen sein. Doch bringt Jesus mit dieser Frage zugleich einige Dinge auf den Punkt. Auch wenn es verlockend wäre, aber erwarte nicht, dass Jesus mit einem Schlag alle Probleme aus deinem Leben radiert. Er kann und wird mir nicht mein Leben abnehmen. Das ist und bleibt meine Aufgabe und meine Arbeit. Eine Aufgabe, die ich definitiv meistern kann. Setz dich nicht einfach hin und warte ab und warte vor allem nicht darauf, dass Gott damit beginnt, für dich dein Leben zu leben. Frage dich vielmehr, was du selber tun musst. Und tue es dann auch. Aber vertraue darauf, dass du in diesem Tun nicht alleine bist. Gott ist da. Er ist bei dir und will dir helfen.

"Dein Glaube hat dich gesund gemacht." Mit diesen Worten entlässt Jesus am Ende den Geheilten. Jesus sagt eigenartigerweise nicht: Ich habe dich gesund gemacht oder der Vater im Himmel hat das bewirkt. Nein, es war der Glaube des Bartimäus, der seine Situation auf den Kopf gestellt hat. Es hängt also auch an unserem Glauben, ob wir die Kraft Gottes in unserem Leben erfahren oder nicht. Und in anderen Evangelien heißt es daher sogar: "Dir geschehe wie du es gesagt hast." Was wäre das doch genial, wenn Jesus zu dieser krisengeschüttelten Kirche irgendwann einmal sagen könnte: Dein Glaube ist groß. Geh, dein Glaube hat dir geholfen.

Eine weitere Sache, die Jesus klar macht: Wir dürfen und müssen konkret werden, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden. Es reicht nicht aus, in der Notsituation einfach nur zu rufen: "Herr, erbarme dich meiner." Die Gegenfrage Jesu würde dann lauten: "Wie sieht dieses Erbarmen aus, nach dem du verlangst? Was soll ich tun, was erwartest du von mir?"

Es geht doch sonst auch sehr konkret. Wenn ich einkaufe, will ich nicht einfach nur einen Anzug haben, sondern ich weiß, zu welchem Anlass er benötigt wird, in welcher Farbe und Größe und vor allem zu welchen preislichen Konditionen. Lerne von Bartimäus: Fang an, konkret zu sein mit Gott. Fang an, die Dinge auszusprechen. Fang an, zu glauben.

Von Christian Olding

Aus dem Evangelium nach Markus (MK 10, 46-52)

In jener Zeit als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.
Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Der Autor

Christian Olding ist Pfarrer in der Pfarrei St. Maria Magdalena in Geldern.

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Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bieten wir jeden Sonntag den jeweiligen Evangelientext und einen kurzen Impuls an. Die Impulse stammen von Ordensleuten und Priestern.