Veränderungen für Gebete in der Messe beschlossen

Italiens Bischöfe ändern Vaterunser-Bitte

Veröffentlicht am 16.11.2018 um 12:52 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Katholiken in Italien werden das Vaterunser in ihren Gottesdiensten bald anders beten. Das "Führe uns nicht in Versuchung" gehört nämlich der Vergangenheit an. Und noch eine weitere Änderung kommt auf sie zu.

  • Teilen:

Die Italienische Bischofskonferenz hat eine Änderung der Vaterunser-Bitte im Gottesdienst beschlossen. Die sechste Bitte "Führe uns nicht in Versuchung" werde abgelöst vom Satz "Lass uns nicht in Versuchung geraten", teilten die Bischöfe zum Abschluss ihrer Vollversammlung am Donnerstag in Rom mit.

Sie verabschiedeten eine neue Messbuch-Übersetzung. Wann die Änderungen in Kraft treten, blieb offen. Die Übersetzung müsse noch den zuständigen Stellen im Vatikan vorgelegt werden. Der Abstimmung der Bischofskonferenz ging eine mehr als 16-jährige Übersetzungsarbeit voraus. Dabei habe man sich um theologische, pastorale und stilistische Verbesserungen bemüht, heißt es in der Mitteilung.

Kritik des Papstes an deutscher Übersetzung

Ebenfalls geändert werden soll eine Formulierung im "Gloria". Statt "Friede auf Erden den Menschen guten Willens" soll es künftig "... den von Gott geliebten Menschen" heißen; dies sei näher am griechischen Original. In vielen italienischen Pfarreien ist eine entsprechende Fassung bereits jetzt in Gebrauch.

Bild: ©picture alliance/abaca

Papst Franziskus hat die unter anderem auch in Deutschland verwendete Fassung der Vaterunser-Bitte "führe uns nicht in Versuchung" als "keine gute Übersetzung" kritisiert.

In einem Fernsehinterview hatte Papst Franziskus vor knapp einem Jahr gesagt, "und führe uns nicht in Versuchung" sei keine gute Übersetzung. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle. "Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan", so der Papst, der sich auf die deutsche Fassung bezog. Einige deutsche Bischöfe betonten daraufhin, eine Neuübersetzung sei nicht notwendig und der Papst habe mit seiner Kritik "keine Handlungsanweisung gegeben".

Keine Reaktion auf Papstaussage

Der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, betonte bereits im Januar, dass es sich nicht um eine Reaktion auf die Papstaussage handele. Die Vaterunser-Übersetzung sei für ihre Bibelübersetzung des Jahres 2008 beschlossen gewesen. Die aktuelle Bibelübersetzung solle nun in die dritte Ausgabe des Römischen Messbuchs für Italien einfließen.

Die französischsprachigen Bischöfe aus aller Welt hatten eine Änderung der sechsten Vaterunser-Bitte bereits im Juni 2017 beschlossen; sie gilt seit Advent 2017. Das französische Verb "soumettre" (unterwerfen) wird durch "ne pas laisser entrer" (wörtlich: nicht eintreten lassen) ersetzt. Damit ist die neue Version näher an der griechischen Formulierung im Matthäusevangelium (Mt 6,13), in der der Ausdruck "μὴ εἰσενέγκῃς" (führe nicht hinein) verwendet wird. Diese Entscheidung war der Auslöser für eine theologische Debatte in mehreren Ländern. (luk)