Italiens Bischöfe ändern Vaterunser-Bitte
Die Italienische Bischofskonferenz hat eine Änderung der Vaterunser-Bitte im Gottesdienst beschlossen. Die sechste Bitte "Führe uns nicht in Versuchung" werde abgelöst vom Satz "Lass uns nicht in Versuchung geraten", teilten die Bischöfe zum Abschluss ihrer Vollversammlung am Donnerstag in Rom mit.
Sie verabschiedeten eine neue Messbuch-Übersetzung. Wann die Änderungen in Kraft treten, blieb offen. Die Übersetzung müsse noch den zuständigen Stellen im Vatikan vorgelegt werden. Der Abstimmung der Bischofskonferenz ging eine mehr als 16-jährige Übersetzungsarbeit voraus. Dabei habe man sich um theologische, pastorale und stilistische Verbesserungen bemüht, heißt es in der Mitteilung.
Kritik des Papstes an deutscher Übersetzung
Ebenfalls geändert werden soll eine Formulierung im "Gloria". Statt "Friede auf Erden den Menschen guten Willens" soll es künftig "... den von Gott geliebten Menschen" heißen; dies sei näher am griechischen Original. In vielen italienischen Pfarreien ist eine entsprechende Fassung bereits jetzt in Gebrauch.
In einem Fernsehinterview hatte Papst Franziskus vor knapp einem Jahr gesagt, "und führe uns nicht in Versuchung" sei keine gute Übersetzung. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle. "Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan", so der Papst, der sich auf die deutsche Fassung bezog. Einige deutsche Bischöfe betonten daraufhin, eine Neuübersetzung sei nicht notwendig und der Papst habe mit seiner Kritik "keine Handlungsanweisung gegeben".
Keine Reaktion auf Papstaussage
Der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, betonte bereits im Januar, dass es sich nicht um eine Reaktion auf die Papstaussage handele. Die Vaterunser-Übersetzung sei für ihre Bibelübersetzung des Jahres 2008 beschlossen gewesen. Die aktuelle Bibelübersetzung solle nun in die dritte Ausgabe des Römischen Messbuchs für Italien einfließen.
Die französischsprachigen Bischöfe aus aller Welt hatten eine Änderung der sechsten Vaterunser-Bitte bereits im Juni 2017 beschlossen; sie gilt seit Advent 2017. Das französische Verb "soumettre" (unterwerfen) wird durch "ne pas laisser entrer" (wörtlich: nicht eintreten lassen) ersetzt. Damit ist die neue Version näher an der griechischen Formulierung im Matthäusevangelium (Mt 6,13), in der der Ausdruck "μὴ εἰσενέγκῃς" (führe nicht hinein) verwendet wird. Diese Entscheidung war der Auslöser für eine theologische Debatte in mehreren Ländern. (luk)