Standpunkt

Mein Weihnachtswunsch: Fürstin Gloria schweigt

Veröffentlicht am 11.12.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Sei es Weihnachten oder der Missbrauch: Gloria von Thurn und Taxis spricht gern öffentlich über Kirche und Glauben. Das schade aber mehr, als es nutze, meint Agathe Lukassek. Denn die Fürstin verwechsele Christlichkeit mit Populismus.

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Es könnte so schön sein: Da ist eine von der Boulevardpresse geliebte Person, die oft und gerne über den eigenen Glauben spricht. Durch sie kommt die Botschaft Jesu über die Medien auch bei Menschen an, die mit den Kirchen und ihrer christlichen Botschaft nichts am Hut haben, oder? Leider geht diese Rechnung im Fall von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis nicht auf. Denn ihre Wortmeldungen zum Thema Glauben folgen keinem logisch nachvollziehbaren Argumentationsstrang und sind manchmal sogar sehr unchristlich. Meistens lese ich sie ziemlich fassungslos – auch hier auf katholisch.de.

Am Wochenende schrieb Fürstin Gloria in einer Kirchenzeitung darüber, warum Weihnachten so wichtig ist. Ich würde sagen: Weil uns Jesus, der Retter, geboren ist. Die Adelige aus Regensburg wünscht sich mehr Stolz auf das christliche Brauchtum: "Andere Weltreligionen können uns doch nur respektieren, wenn wir unsere eigene Religion und ihre Traditionen aufrecht erhalten und mit Würde pflegen." Mehr Missbrauch von Weihnachten geht kaum: Die Botschaft von einem, der geboren wurde für alle, wird zu einer Botschaft der Abgrenzung von anderen.

Als heilsgeschichtliches Detail nennt die Fürstin unter anderem König Herodes. Er sei durch den Kindermord von Bethlehem in unserer Zeit gegenwärtig, in der manche ein uneingeschränktes Recht auf Abtreibung forderten. Wie bitte? Was hat Herodes selbstsüchtiger und grausamer Versuch, einen königlichen Konkurrenten loszuwerden, mit Abtreibung zu tun? Das Thema Lebensschutz und – mit Blick auf Herodes – Kinderschutz wirkt umso absurder, wenn man sich ansieht, wie Fürstin Gloria im Herbst auf den Missbrauchsskandal reagierte. Nach der hohen Zahl von missbrauchenden Priestern gefragt, sagte sie, eine Anpassung der Kirche an den Zeitgeist seit den 1960er Jahren sei die Ursache.

Solche Aussagen haben nichts mehr mit einem legitimen konservativen Katholizismus zu tun. In populistischer Manier werden hier Schlagworte und Halbsätze aus der christlich-fundamentalistischen Ecke in den medialen Ring geworfen. Da werden unbeweisbare Behauptungen aufgestellt, Details aus dem Zusammenhang herausgerissen und auf eine Untermauerung durch Argumente wird völlig verzichtet. Wenn Leser dadurch den Eindruck gewinnen, dass diese – irrationale – Denke die Denke vieler Christen ist, dann hat die Fürstin der Kirche einen Bärendienst erwiesen. Schweigen von ihrer Seite aus wäre da durchaus besser.

Von Agathe Lukassek

Die Autorin

Agathe Lukassek ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.