Frank Rib-Eye-ry und der Tanz um das goldene Kalb
Als ich neulich an meinem Goldsteak knusperte, erreichte mich eine Depesche von Robert Habeck. Der Grünen-Chef will fürderhin auf Twitter und Facebook verzichten. Vor Freude entglitt mir mein Silberbesteck. Denn dies, liebe Followerinnen und Follower, könnte der Beginn einer ganz und gar wunderbaren Bewegung werden. Lassen Sie uns zu Beginn dieses Jahres einen Vorsatz fassen: Raus aus den Sozialen Medien, rein ins echte Leben! Dann kann auch der Chefkulinariker des FC Bayern, Franck Ribery, wieder ungestört und ohne Shitstorm seinen Neigungen nachgehen.
Und Donald Trump, der alte Twitter-König, würde dann auf eine Mauer des Schweigens und Desinteresses stoßen. Eine Mauer, haha – Sie verstehen? Obwohl der US-Präsident inzwischen vermutlich selber gar nicht mehr so genau weiß, was er an der Grenze zu Mexiko eigentlich errichten will. Zuletzt sprach er von einem Zaun – und davon, dass sich ja auch der Vatikan mit einer Mauer vor Eindringlingen schütze. Sehr richtig. Zum ontologischen Wesen der Mauer gehört allerdings auch, dass sie den umgekehrten Weg, also von drinnen nach draußen erschwert. Hier sind wir wieder ganz bei Mr. Trump: Build that wall! Und zwar einmal um das Weiße Haus in Washington herum!
Es ist einfach zu viel Getöse in der Welt. Derzeit vergeht kaum ein Tag mit neuen Eilmeldungen zur aktuellen Wetterlage. Schnee in den Alpen, und das im Winter – irre! Zugegeben: Die Massen machen den Menschen im Süden zu schaffen. Aber warum steht ganz Deutschland Kopf? Das Erste sendet "Brennpunkte" in Serie, die besser "Gefrierpunkt" hießen. "Weitgehend entspannt" und "unspektaktulär" scheint die Lage – bei aller gebotenen Vorsicht – lediglich in Bayerns Klöstern. Die Ordensleute bleiben cool – der Rest hashtagt sich die Finger heiß. Stattdessen mal nichts tun oder ein Buch lesen und ins Theater gehen? Fehlanzeige. "Sehen Sie sich doch Umfragen an, was die Leute interessiert. Die sind vollauf damit beschäftigt, sich Katzenohren aufzumontieren bei Instagram", weiß der weise Harald Schmidt.
Angesichts dieser Miserere forwarded der Bischof von Lancaster, Paul Swarbrick, einen Segen für Computer und Mobiltelefone. Auch wenn es ihm mitunter vorkomme, als würden "einige von den Dingern" eher einen Exorzismus brauchen, so der Bischof. "Ein ordentlicher Schwung Weihwasser könnte da genau das richtige sein." Löschen, ganz schnell: Die Sache zu Ende gedacht, schließt sich ein Kreis vom Geistlichen aus Großbritannien zum Grünen Habeck aus dem hohen Norden.
Mögen die zehn regelmäßigen Leser diese Kolumne liken und verlinken, auf dass die Botschaft reiche Frucht trage. Ein Leben ohne Social Media – und wir alle könnten in das Hohelied von Schlagerstar Mary Roos einstimmen: "Der liebe Gott meint es gut mit mir!" Hiermit gelobe auch ich bei meinem Ribery-Gedächtnis-Fleischlappen, in diesem Jahr das Smartphone nicht zum goldenen Kalb werden zu lassen, um welches ich tanzend kreise, Ehrenwort! Was mir dabei gerade noch einfällt: Laut einer Umfrage lügen Männer häufiger als Frauen. Die heitere Zuversicht einer Mary Roos hat aber auch etwas Aufgesetztes, finden Sie nicht?