Nach Auflösung der Kommission "Ecclesia Dei"

Tück: Charme-Offensive gegenüber Piusbrüdern ist beendet

Veröffentlicht am 23.01.2019 um 16:22 Uhr – Lesedauer: 
Drei Diakone der Piusbruderschaft empfangen in Zaitzkofen das Sakrament der Priesterweihe.
Bild: © KNA

Wien ‐ Papst Franziskus hat die für den Dialog mit den Piusbrüdern zuständige Kommission "Ecclesia Dei" aufgelöst. Für den Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück ist das ein Signal, dass es künftig "keine faulen Kompromisse" mit den Traditionalisten geben wird.

  • Teilen:

Der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück sieht in der Auflösung der Kommission "Ecclesia Dei" ein "Ende der Charme-Offensive" des Vatikan gegenüber der traditionalistischen Piusbruderschaft. Nach der Überführung der Agenda des theologischen Dialogs von "Ecclesia Dei" zur Glaubenskongregation sei klar, dass es in Lehrfragen mit der Piusbruderschaft "keine faulen Kompromisse" geben werde, sagte Tück im Interview der Presseagentur Kathpress (Mittwoch).

Dies sei ein päpstlicher "Strategiewechsel", so Tück, nachdem Franziskus im "Jahr der Barmherzigkeit" 2016 einige pastorale Zugeständnisse gegenüber den Piusbrüdern gemacht hatte. Konkret sieht der Theologe in der Auflösung von "Ecclesia Dei" auch eine Absage an den bisherigen Kommissionssekretär, Erzbischof Guido Pozzo.

Bild: ©Institut für Dogmatik 2017, Wien

Jan-Heiner Tück ist lehrt seit 2009 als Theologe an der Universität Wien.

Pozzo hatte zuletzt mit dem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, beim von der Piusbruderschaft abgelehnten Zweite Vatikanischen Konzil (1962-1965) zwischen "doktrinellen" und "pastoralen Dokumenten" zu unterscheiden; letztere verfügten über eine weniger hohe Verbindlichkeit, so Pozzo. Eine solche Unterscheidung, so Tück, wäre ein theologischer Affront. Denn gerade die besagten "pastoralen" Dokumente berührten so zentrale Themen wie Ökumene, interreligiöse Öffnung sowie Religions- und Gewissensfreiheit.

Daher sieht Tück in der Auflösung von "Ecclesia Dei" auch ein klares Statement, dass der Papst keine "Relativierung des Konzils" zulassen werde, wie sie Pozzo vorgeschlagen habe. "Jetzt werden die theologischen Sachfragen wieder ins Zentrum gerückt und der Piusbruderschaft abverlangt, dass sämtliche Aussagen des Konzils anzuerkennen sind", so der Dogmatiker. Ohne sie könne es "keine volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche geben". Es müsse Eindeutigkeit in den zentralen Lehrfragen geben, da die katholische Kirche insgesamt auch von außen an dieser Klarheit gemessen werde.

Nicht gleichzeitig "Gottesmörder" und "ältere Brüder im Glauben"

Tück wörtlich: "Man kann nicht mit den Piusbrüdern die Juden weiter als 'Gottesmörder' bezeichnen und gleichzeitig mit dem Konzil die freundschaftlichen Beziehungen mit den 'älteren Brüdern im Glauben' ausbauen wollen. Man kann nicht mit den Piusbrüdern den katholischen Staat a la Franco oder Pinochet glorifizieren und gleichzeitig mit dem Konzil die Religions- und Gewissensfreiheit als Basis säkularer demokratischer Rechtsstaaten anerkennen."

Am Samstag hatte Papst Franziskus die für den Dialog mit der Piusbruderschaft zuständige Kommission "Ecclesia Dei" aufgelöst. Ihr Aufgabenbereich wird künftig in die vatikanische Glaubenskongregation integriert. Johannes Paul II. (1978-2005) hatte die Kommission am 2. Juli 1988 gegründet, nachdem der Gründer der Piusbruderschaft, der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), unerlaubt vier Männer zu Bischöfen geweiht hatte. Damit hatten Lefebvre und die Geweihten sich automatisch die Exkommunikation, also den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft, zugezogen. (mal/KNA)