Eine Woche der alten (Kirchen-) Männer
Der Papst ist tot. Der Modepapst. Karl Lagerfeld (85) – ein Modeschöpfer tritt vor seinen Schöpfer. Das war das schillerndste Element einer Woche der alten Männer. Sie begann mit Theodore McCarrick (88), der zwar kein Papst war, aber zumindest Kardinal und Erzbischof in der Hauptstadt der USA. Aus dem Staub zu den Sternen – und wieder zurück in den Staub. Für seine Missetaten, darunter Missbrauch von Jugendlichen und Sex mit Schutzbefohlenen, wurde McCarrick von Papst Franziskus erst degradiert und nun, als Exempel und Höchststrafe, aus dem Klerikerstand entlassen. Der Ex-Kardinal wird keine Priestergewänder mehr tragen.
Fast im Gegenzug eine Begnadigung, nach fast ebenso langer Zeit. Ernesto Cardenal (94), Befreiungstheologe, Dichter und linker Ex-Politiker aus Nicaragua, darf nach dreieinhalb Jahrzehnten wieder als Priester wirken. Papst Johannes Paul II., der Kommunistenbesieger aus Polen, hatte den Sozialisten-Priester-Sandinisten-Minister einst vor laufenden Kameras gedisst und 1985 suspendiert. Papst Franziskus hob nun alle Sanktionen auf. Cardenal wird als Priester vor seinen Schöpfer treten.
Er sei wie Jesus Christus, hat Robert Mugabe einmal gesagt. Immer, wenn man ihn für tot halte, stehe er wieder auf. Das hat tatsächlich lange geklappt! In dieser Woche ist Simbabwes Ex-Diktator 95 Jahre alt geworden. Doch wer die Bilder sieht, muss doch annehmen, dass Mugabe nun bald in Clubjacke vor seinen Schöpfer treten wird.
Der derzeit älteste Kardinal der Weltkirche, der Kolumbianer Jose de Jesus Pimiento Rodriguez, ist am Montag 100 Jahre alt geworden – als erst dritter Purpurträger überhaupt. Und Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. würde an diesem Samstag mit 33.552 Tagen Lebenszeit zweitältester deutscher Kardinal der Geschichte – wäre er nicht der zweitälteste Papst der Geschichte geworden. Bis Benedikt XVI. Leo XIII. (1810-1903) einholt, sind es noch 556 Tage.
Und was war noch? Ein schuldbewusster Dieb im oberpfälzischen Etsdorf etwa. Neben einem demolierten Opferstock hinterließ er eine Notiz in Mundart, mit der er Sühne versprach: "Sorry hob a Geld bracht, ich gei morgn beichten." Und Buntes aus dem Bildungssektor gab‘s: Einen Digitalpakt über fünf Milliarden Euro etwa, der demnächst eine besondere Cyber-Kriminalität befeuern dürfte. Geklaute Schüler-Laptops und Lehrer-Beamer, günstig abzugeben…
Eine Schnapsidee der besonderen Art geschieht gerade in Brandenburg. "Lieber schlau als blau" heißt das Förderprojekt der rot-roten Landesregierung. Nach den Plänen der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles, künftig Russisch und Türkisch statt Englisch zu unterrichten, sollen nun Neuntklässler betreut bis zu 0,8 Liter Wein oder 1,3 Liter Bier trinken – zur Suchtprävention, wie es heißt. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Blue Hour nicht auch noch mit praktischem Sexualkundeunterricht kombiniert wird.
Prost Fastenzeit. Ich geh jetzt erst mal zum Karneval. Wie heißt es doch im Vorspann einer kölnischen Karnevalslieder-Sammlung von 1828: "Möge die Narrheit weiter florieren! Denn die Weisheit, wie es scheint, will doch nicht kommen. Alaaf!"