Im Herzen beginnt der Weg zum Guten – und zum Bösen
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Impuls von Pastor Christian Olding
Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe. Wenn ein anderer sich recht gern reden hört, dann will er sich gleich aufspielen und wichtig sein. Wenn ich das hingegen tue, dann nur, weil ich so Vieles und Wichtiges zu sagen habe. Der rücksichtslose und idiotische Fahrfehler des andern, wird in meinem Falle zu "der kann doch wohl mal etwas Rücksicht nehmen".
Der Weg des Glaubens, der Weg mit Gott, beginnt eben im Herzen, genauso wie der Weg zum Bösen. Wenn mir daran gelegen ist, die Botschaft Jesu weiter zu verbreiten, dann weniger, indem ich versuche, andere zu bekehren, sondern indem ich "zuerst vor meiner eigenen Haustür kehre" und umkehre.
Jesu Botschaft an sich heran zu lassen, auf sie zu hören, führt dazu, dass ich aufmerksamer werde auf die Balken in meinem Auge. Die Balken der Betriebsblindheit, die Balken des Hochmuts, die Balken des Kleinmuts, die Balken des Egoismus. So wird neu sehen gelernt, welchen Weg Jesus mir eigentlich vorschlagen möchte, damit ich zu einem anderen, zu einem echten und freien Menschen werde, der "gute Früchte" hervorbringt.
Jesus ist Realist. Er weiß, dass die Nachfolge ein Prozess ist, der das ganze Leben andauert. Vor allem kann mir leicht wieder verloren gehen, was ich mir vielleicht schon einmal erarbeitet habe. Wie schnell wird aus der Liebe, mit der ich versuche Jesus nachzufolgen, ein Hochmut, mit dem ich auf andere herunterschaue. Der Balken im eigenen Auge und der Splitter im Auge des anderen sind Bilder für eine Wahrnehmung, die nicht stimmt.
Es geht darum, dem Leben Form zu geben durch den Glauben. Georg Bernanos lässt den Protagonisten in seinem Roman "Tagebuch eines Landpfarrers" sagen: "Man verliert nicht den Glauben, aber er hört auf, dem Leben Form zu geben. Das ist alles." Glaube und Leben entwickeln sich unmerklich auseinander. Eines Tages merkt man dann, dass der Glaube nur noch ein Stück aus der Vergangenheit ist. Er ist wie ein altes Foto, das man manchmal hervorkramt und das einen mit oder ohne Bedauern an vergangene Zeiten denken lässt.
Formgeben besteht darin, dem es-sich-leicht-machen nicht nachzugeben, am Ball zu bleiben, sich selbst und Gott nicht aus dem Blick zu verlieren. So eine Lebens-Form wächst in geduldiger Übung und, ja auch das, durch Disziplin im Denken und Handeln. Die kleine Treue des Alltags, zu Deutsch: der Pflege des geistlichen, des Glaubenslebens, auf die kommt es an. Denn in beidem drückt sich aus, wie ernst einer seinen Glauben nimmt.
Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 6,39-45)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein.
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.