Standpunkt

Darum ist der synodale Weg unsere Hoffnung

Veröffentlicht am 26.03.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der von den Bischöfen in Lingen beschlossene Prozess ist eine große Chance, kommentiert Claudia Nothelle. Für einen Erfolg müssten allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

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"Eine Kirche, die sich erneuern will, muss wissen, wer sie ist und wohin sie zielt. Nichts fordert so viel Treue wie lebendiger Wandel." Ein Satz für das beliebte Zitateraten. Wer hat es gesagt? Kardinal Marx in Lingen – oder doch der Papst? Stand es neulich in der Zeitung? In einem Papier des Zentralkomitees? Nichts von alledem. Im Originaltext steht "muß" und nicht "muss", und der Satz leitet den Grundsatztext "Unsere Hoffnung" ein, den die Gemeinsame Synode 1975 verabschiedet hat. Ein Text von einer ungeheuren Wucht – hinein geschrieben in eine Gesellschaft und eine Kirche  im Umbruch.

Und jetzt – im Jahr 2019? Die Krise der Kirche ist so groß wie lange nicht. Die Gründe sind wohl bekannt: vom Missbrauch und dem Umgang damit bis zur verlorenen Glaubwürdigkeit, von der Rolle der Frau bis zur mangelnden Transparenz. Ratlosigkeit - auch bei den Bischöfen. Zumindest bei vielen von ihnen.

Am Abschluss der Vollversammlung der Bischofskonferenz stand die Einladung zum synodalen Weg. Keine Synode. Ein synodaler Weg – niemand weiß, wie er aussehen soll, kritisieren die einen. Eine Chance zur Gestaltung, sagen die anderen. Eine Chance, die ergriffen werden muss. Vom Kardinal und der Katechetin, von der Tiefgläubigen oder dem Suchenden, von einer Gerade-Noch-Nicht-Ausgetretenen und einem Berufskatholiken. Ein synodaler Weg, für den es kein vorgefasstes Muster und kein Regelwerk gibt. Nicht einfach, nicht schnurgerade, dafür sind die Menschen, die ihn gehen wollen und müssen, oftmals viel zu weit voneinander entfernt. Die Gräben innerhalb der Kirche scheinen oftmals unüberbrückbar.

Und dann ein synodaler Weg? Gerade dann. Grundvoraussetzung allerdings ist die ernsthafte Bereitschaft, ins Gespräch miteinander zu kommen. Nicht vorab Tabus zu benennen. Stattdessen: Zuhören und Lernen. Genau hinschauen auf das, was das Leben der Menschen in seiner Vielfalt prägt. Gegenseitiger Respekt. Glaube und Vertrauen. Dann kann es gelingen, Kirche zu dem werden zu lassen, was sie in ihrem Grunde sein soll: eine Verkünderin der Hoffnung. Unserer Hoffnung.

Die Autorin

Claudia Nothelle lehrt Fernsehjournalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal, ist Aufsichtsratsvorsitzende des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) und Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken (ZdK).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.