Standpunkt

Die Kirche muss den Draht zu Jugendlichen suchen – und pflegen

Veröffentlicht am 17.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Junge Leute sind die Zukunft. Deshalb muss sich auch die Kirche verstärkt um sie bemühen, findet Thomas Winkel. Er plädiert für eine mutige und offene Jugendarbeit. Wichtig seien dabei in erster Linie nicht Strukturen oder Geld.

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Bei allem notwendigen Ringen um den Kurs der Kirche fällt eine Gruppe in diesen Wochen fast komplett unter den Tisch: Kinder und Jugendliche. Dabei sind sie die Zukunft! Doch wo werden sie dementsprechend behandelt und ernstgenommen? Wo können sie erleben, dass ihre Träume und Taten, ihre Fragen und Ideen in den Kirchen etwas bewirken? Dazu sollten diese einen guten Draht dort verstärkt suchen und pflegen, wo die jungen Leute sind: "vor Ort" im Stadtviertel oder Dorf und in den Sozialen Netzwerken.

Papst Franziskus mit seinem feinen Gespür für Trends und Stimmungen hat das Thema früh zur Chefsache gemacht; für Herbst 2018 setzte er eigens ein weltweites Bischofstreffen zum Thema Jugend an. Ein wichtiger Schritt nach vorn. Und viele Pfarreien bemühen sich nach Kräften, hier mitzuziehen. Doch in anderen Gemeinden regieren Prälat Frust und Pater Jammertal – nach dem Motto: am Weißen Sonntag die Kirchenbänke einmal voll und danach sieht man die Kinder nicht wieder... Das ist wehleidig und führt nicht weiter.

Fast alle jungen Menschen haben Hoffnungen, Fragen, Zweifel und eine mehr oder weniger religiöse Antenne. Als Jugendlicher habe ich in meiner Heimatpfarrei Kirche als Ort von Freiheit erlebt und als Raum, wo man jungen Menschen viel Freiraum und Verantwortung zutraute: bei Frühschichten und Fahrten, bei "ihren" Projekten und Runden und ja, auch bei Partys. Nicht jedes Experiment hatte Erfolg, und das kritische Jugendmagazin eckte auch mal an – zum Bruch führte das aber nie, im Gegenteil. Die Basis wurde breiter und tragfähiger.

Doch Stopp – keine nostalgische Schwärmerei. Sondern schlicht und einfach ein Plädoyer für eine mutige, offene, tolerante "Arbeit" von und mit Kindern und Jugendlichen. Dazu ermuntert auch ganz nüchtern die Freiburger FZG-Studie, die die Forscher Anfang des Monats zusammen mit den beiden Kirchen vorgelegt haben. Die Deutsche Bischofskonferenz zieht daraus unter anderem den Schluss: "Für uns als Kirche insgesamt bedeutet dies, dass wir unser Engagement im Jugendsektor noch weiter ausbauen müssen." Gut so.

Das muss nicht allein mit zusätzlichem Geld geschehen und nicht allein über Verbände laufen. Zuschüsse sind wichtig, aber ebenso respektvolle Zuwendung und Zutrauen. In die Jugend von heute. Die Bibel schildert übrigens die Berufung des Propheten Jeremia so, dass dieser zunächst abgelehnt habe – mit Verweis auf sein jugendliches Alter. "Der Herr sprach aber zu mir: Sage nicht 'Ich bin zu jung.'" Na, das ist doch eine Ansage – und vielleicht ein Ansporn, gerade auf Jugendliche zuzugehen!

Von Thomas Winkel

Der Autor

Thomas Winkel ist Chef vom Dienst der Katholischen Nachrichten-Agentur in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.