Neue Untersuchung geplant

Wissenschaftler bezweifeln Alter: Turiner Grabtuch doch antik?

Veröffentlicht am 21.05.2019 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA

Catania ‐ Wohl keine Reliquie fasziniert so sehr wie das Turnier Grabtuch, das das Antlitz Jesu zeigen soll. Laut einer Untersuchung vor 30 Jahren stammt es aus dem Mittelalter. Das zweifeln Forscher jetzt an – und planen eine neue Altersbestimmung.

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Über eine mögliche neue Altersbestimmung des Turiner Grabtuchs beraten am Donnerstag Wissenschaftler an der Universität Catania. Es gehe dabei um eine Neuinterpretation der Daten aus der Radiokarbon-Messung, die 1988 vorgenommen worden war. Einer Mitteilung der Universität zufolge, könnte das 4,36 Meter lange und 1,10 Meter breite Leinentuch, das als Grabtuch Jesu verehrt wird, nicht erst aus dem Mittelalter, sondern schon aus der Antike stammen.

Bei der Untersuchung 1988 war eine Gewebeprobe dreigeteilt an Labore in Zürich, Oxford und Arizona geschickt worden. Diese bestimmten die Entstehungszeit auf die Zeit zwischen 1260 und 1390 n. Chr. In Catania wollen Grabtuchforscher, Statistiker und Datenanalysten die ursprünglichen Daten wie auch bisher unveröffentlichte Rohdaten der Messungen begutachten. Die Tagung trägt den Titel "Die Datierung des Grabtuchs: alles noch mal machen".

Mittelalterliche Entstehung "nicht definitiv erwiesen"

Es sei "nicht definitiv erwiesen", dass das Tuch aus dem Mittelalter stamme, zitiert die Universität den Statistikexperten Benedetto Torrisi. Die Labors seien damals zu recht unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, "wahrscheinlich weil die getesteten Proben nicht homogen waren", so Torrisi.

So erwähne eine umfangreichere Dokumentation der Laboruntersuchungen durch das British Museum durchaus unterschiedliche Materialien in den Proben. Diese hätten etwa alte Baumwolle oder blaue und rote Fäden enthalten. Auf diesen Umstand werde in dem 1988 veröffentlichten Artikel der Zeitschrift "Nature" nicht hingewiesen.

Im vergangenen September wurde nach mehr als 20-jähriger Restaurierung die Kapelle des Turiner Grabtuchs wieder zugänglich. Der an den Turiner Dom angrenzende Barockbau von Guarino Guarini (1624-1683) diente seit 1694 der Aufbewahrung des Leintuchs und war 1997 durch einen Brand weitgehend zerstört worden. Das Grabtuch befand sich seither in einem mit Edelgas befüllten Schutzbehälter in einer Seitenkapelle des Doms. Aus konservatorischen Gründen wird das Leinen nur selten im Original gezeigt. Die nächste öffentliche Ausstellung ist für das Heilige Jahr 2025 geplant. (tmg/KNA)