Von Mülltauchern und Hundertwasser-Haltestellen
DLRG Tegernsee – Seesäuberung
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Egal ob Bierkrüge, volle Benzinkanister oder sogar Kinderwagen – am Grund des oberbayerischen Tegernsees liegt jede Menge Müll. Weil auf dem See reger Schiffsverkehr herrscht, ist das Wasser auch in Ufernähe schon recht tief. Wer hier Müll sammeln will, braucht also Tauchausrüstung.
Und die hat das Jugendeinsatzteam der DLRG Tegernsee. Die Jugendlichen treffen sich monatlich und üben für den "Wasserretter", eine Ausbildung, auf die der Rettungsschwimmer folgt. "Die Jugendlichen sind nicht im offiziellen Einsatz, aber sie proben schon wie man ein Boot ins Wasser lässt, wie man eine Eisrettung durchführt – und wie man taucht", sagt Katharina Rau vom Jugendvorstand der DLRG Tegernsee. Jetzt im Mai seien die ersten Tauchgänge im See möglich und "da bietet es sich ja an, wenn man etwas sucht und nicht einfach nur durch die Gegend taucht".
Der Tegernsee ist an seiner tiefsten Stelle 74 Meter tief. Bis dahin taucht aber keiner der Jugendlichen. "Wir werden nur den Uferbereich schaffen, auch wegen der Größe des Sees", sagt Rau. Die Taucher mit Sauerstofflaschen können auf bis zu zehn Meter Tiefe tauchen. Sie sammeln den Müll vom Seegrund auf und bringen ihn auf fünf Meter Höhe. Dort wird er von den Schnorchlern in Empfang genommen, die ihn bis zur Oberfläche transportieren. Der Müll wird am Ufer in großen Wannen gesammelt und am Ende der Aktion von der Abfallentsorgung abtransportiert.
Das Mülltauchen wird jeweils drei bis vier Stunden dauern. "Das ist schon anstrengend", sagt Rau. Auch weil das Wasser keine Badetemperaturen hat. Aktuell fließt viel Schmelzwasser von den Bergen in den See, der dadurch Temperaturen von vier bis fünf Grad über Null hat. "Deshalb tragen die Taucher einen 'Trocki', also einen Trockentauchanzug mit Luftisolierung. Die Schnorchler haben Neoprenanzüge." Die DLRG Tegernsee hofft auf gutes Wetter und gute Sicht unter Wasser.
Mehr Informationen zur Aktion: www.72stunden.de/tegernsee
KLJB Schamhaupten – Die Hundertwasser-Haltestelle
Der entscheidende Anstoß für ihr Projekt erhielten die Jugendlichen der Katholischen Landjugendbewegung Schamhaupten (KLJB) bei einer Brauereibesichtigung. Der neue Besitzer des Brauhauses im Nachbardorf hatte seine Gebäude im Stil des Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) umbauen lassen. Die Jugendlichen waren begeistert: "So können wir doch auch unser Bushäuschen umgestalten!"
In Schamhaupten, nordöstlich von Ingolstadt, steht nämlich ein in die Jahre gekommenes Bushaltestellenhäuschen. Es gehe aber nicht darum, "dem Bushäuschen bloß einen goldenen Turm aufzusetzen", betont Bernhard Thoma, Jugendbeauftragter der Pfarrei St. Georg Schamhaupten. Die ganze Haltestelle soll sich – ganz im Geiste Hundertwassers – an den Formen der Natur orientieren: bunt und ohne gerade Linien. Außerdem würden die Jugendlichen "nicht nur verborgen in der Kirche rumsitzen" wollen, sondern sich sichtbar und aktiv für das Gemeinwohl engagieren. "Weil das eben auch ein Zeugnis ist."
Auffälligstes Element des Projekts ist ein hoher Turm aus zusammengeschweißten Metallstreben. Er wird mit einer großen goldenen Kuppel bekrönt und soll als Rankhilfe für Pflanzen dienen. Die Schindeln des Häuschens werden durch bunte, glasierte Dachziegel ersetzt. Auf der anderen Seite des Daches wird eine goldene Scheibe als Dachreiter angebracht, die sich im Wind drehen kann. Darauf sitzt eine weiße Friedenstaube.
Die meisten Jugendlichen, die an der Aktion teilnehmen, sind Auszubildende in Handwerksberufen und erledigen die Arbeiten selbst: schweißen und sägen, Streicharbeiten und ähnliches. Auch die Finanzierung des Projekts organisiert die Landjugend durch eigene Mittel oder Spenden selbst. Knapp 20 Jugendliche nehmen an der Aktion teil. Für Samstagabend ist die feierliche Einweihung der Bushaltestelle geplant, der Brauereibesitzer spendiert Freibier.
Mehr Informationen zur Aktion: www.72stunden.de/schamhaupten
Manthoc Cajamarca – Das Recht auf Spiel
"Auch wenn wir am anderen Ende der Welt sitzen, wollen wir an der 72-Stunden-Aktion teilnehmen", dachten sich Yvonne Heil und ihre Mitfreiwillige im peruanischen Cajamarca. Nach ihrem Abitur engagieren sich die beiden über den BDKJ bei Manthoc in Südamerika. Manthoc ist eine Bewegung, die sich für arbeitende Kinder einsetzt. Kinderarbeit ist in Peru normal. Manthoc ermögliche ihnen aber neben der Arbeit den Schulbesuch, sagt Heil. Der Organisation gehe es vor allem darum, dass die Kinder ihre Rechte erkennen und selbst für sie kämpfen.
Einmal pro Woche treffen sich die Kinder in den Häusern der Organisation. Dort tauschen sie sich über Schule und Arbeit aus und spielen miteinander. "Denn Spielen ist nicht einfach ein Zeitvertreib, sondern ein zentraler Aspekt in der Entwicklung eines jungen Menschen", sagt Heil. Das ist auch der Grundgedanke ihres Projekts "72 Spiele in 72 Stunden". Um auf das Recht auf Spiel aufmerksam zu machen, wollen die beiden Freiwilligen mit mehreren Manthoc-Gruppen auf öffentlichen Plätzen Spiele spielen. "Uno" und "Mensch ärgere dich nicht" bringen die zwei Deutschen mit. "Aber die Kinder hier kennen natürlich auch noch eine ganze Menge eigener Spiele." Und ganz im Sinne der Organisation sollen "die Kinder selbst entscheiden, was sie spielen".
Auch andere Kinder oder Passanten dürfen mitspielen. "Egal ob jung oder alt, alle dürfen spielen. Die Erwachsenen laden wir dazu ein, mitzumachen oder sich über Manthoc und das Recht auf Spiel zu informieren", sagt Heil. Bisher haben vier Gruppen mit insgesamt 80 Kindern zugesagt, aber Heil und ihre Mitfreiwillige hoffen, dass sie noch mehr Gruppen in der ganzen Region für ihren Beitrag zur 72-Stunden-Aktion gewinnen können.
Mehr Informationen zur Aktion: www.72stunden.de/manthoc
BDKJ Pulheim – Das Nachhaltigkeitsfestival
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In Pulheim dreht sich ab Donnerstag alles um Plastik und Müllvermeidung. Die Jugendlichen des dortigen BDKJ wollen aber nicht nur Müll sammeln, sondern organisieren gleich ein ganzes Nachhaltigkeitsfestival rund um die Kirche St. Kosmas und Damian.
Die Hauptaktion ist, Pulheim vom "wilden Müll" zu befreien. "Wild" ist Müll dann, wenn Menschen ihn einfach in der Natur entsorgen. In Gruppen wollen die Jugendlichen durch Pulheim ziehen und die Straßen und Parks säubern. Der Abfall wird dann in zwei großen Containern (einer für Verpackungen, einer für Restmüll) auf dem Kirchvorplatz gesammelt. So wollen sie zeigen, wie viel Müll die Stadt verschmutzt.
Samstag wird es dann einen "Müll-Run" geben. "Mit verschiedenen Routen wollen wir so auch die Randgebiete von Pulheim säubern", sagt Julia Eisele aus dem Organisationsteam. Die Idee folgt einem Trend aus Schweden, der "Plogging" heißt. Das ist die Verbindung aus Müll sammeln und Joggen. Mitmachen kann bei beiden Aktionen übrigens jeder: einfach im Pfarrheim anmelden, loslaufen und lossammeln.
Darüber hinaus gibt es einen Nachtflohmarkt und verschiedene Workshops zu Müllvermeidung. Im Repair-Café kann man mit erfahrenen Helfern den kaputten Toaster oder den platten Fahrradreifen reparieren. "Es geht darum, dass man Sachen nicht sofort wegwirft und etwas Neues kauft, sondern sie repariert", sagt Eisele.
Der Höhepunkt des Festivals ist ein großes Open-Air-Konzert auf dem Kirchvorplatz. Die bekannte Kölner Band "Kuhl un de Gäng" tritt zusammen mit weiteren Bands aus Pulheim auf. Und auch beim Konzert geht es um Nachhaltigkeit: es gibt keine Einweg-Plastikbecher, sondern Limonade aus Glasflaschen.
Mehr Informationen und den Livestream der Aktion: www.72stunden.de/pulheim