Für ein neues Miteinander von Priestern und Laien
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
In wenigen Tagen ist Pfingsten. Das Fest ist so etwas wie der Geburtstag der Kirche: Die Jünger empfingen den Heiligen Geist und schwärmten gestärkt aus, um die frohe Botschaft in der ganzen Welt zu verkünden und Menschen um sich zu sammeln.
Heute fällt die Geburtstagsfreude eher getrübt aus. Die Kirche scheint in die Jahre gekommen zu sein. Immer weniger Menschen in Deutschland lassen sich von der frohen Botschaft ansprechen. Im Zuge des Missbrauchsskandals sind viele ungelöste Fragen wieder auf die Tagesordnung gerutscht. Sexualmoral, Zölibat, die Rolle von Frauen – alles wird diskutiert, auch im innersten Kreis der Kirche. Die Amazonas-Synode im Herbst könnte den Weg frei machen für verheiratete Priester. Selbst manche Priester und Bischöfe sprechen sich inzwischen öffentlich für die Priesterweihe für Frauen aus – vor Jahren noch undenkbar. Doch vieles, was in Deutschland gefordert wird, kann nicht hier beschlossen werden und stößt in der Weltkirche auf Ablehnung. Aber auch bei uns stehen längst nicht alle Gläubigen hinter den verschiedenen Reformwünschen. Die Kirche steht vor einer Zerreißprobe.
Vielleicht hilft es, nach Veränderungsmöglichkeiten unterhalb der ganz großen Fragen zu suchen. Ein Fortschritt wäre etwa eine echte und verbindliche Teilung der Macht – dass Diözesanräte oder Pfarrgemeinderäte nicht nur beraten, sondern entscheiden können. Ebenso bei den Finanzen: Es würde die geistliche Vollmacht eines Pfarrers nicht beschneiden, wenn nicht er, sondern ein gewählter Laie den Vorsitz im Verwaltungsrat seiner Pfarrei hätte. Sinnvoll sind auch alternative Leitungsmodelle, die in einigen Diözesen bereits getestet werden. Dabei übernehmen haupt- oder ehrenamtliche Laien Verantwortung, die früher Priestern vorbehalten war. Diese Modelle sind zwar aus der Not des Priestermangels geboren, sie können aber zu einem neuen Miteinander von Laien und Priestern führen.
Viele einzelne Schritte in diese Richtung gibt es schon, sie sind aber eher zufällig. Was fehlt, ist ein gemeinsamer, verbindlicher Plan zu mehr Gewaltenteilung und Machtkontrolle. Angst vor mutigen Schritten braucht niemand zu haben, wenn er der Verheißung des Pfingstfestes wirklich glaubt.