CSU-Ehrenvorsitzender kritisiert Kirche für Umgang mit Kreuz-Erlass

Stoiber: Marx' harte Tonart kann ich bis heute nicht nachvollziehen

Veröffentlicht am 13.08.2019 um 12:03 Uhr – Lesedauer: 
Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).
Bild: © KNA

Würzburg ‐ Vor einem Jahr sorgte der bayerische Kreuz-Erlass für heftige Spannungen zwischen CSU und katholischer Kirche. Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stobier hat nun deutliche Kritik am Verhalten der Kirche in der Causa geäußert.

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Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber hat die katholische Kirche für ihren Umgang mit dem Kreuz-Erlass der bayerischen Landesregierung kritisiert. Die Kirche habe mit ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Initiative von Ministerpräsident Markus Söder einen "unnötigen Konflikt mit der Staatsregierung" vom Zaun gebrochen, sagte Stoiber in einem Interview der in Würzburg erscheinenden Wochenzeitung "Die Tagespost" (Mittwoch). "Kardinal Marx hat Markus Söder sogar eine Spaltung der Gesellschaft vorgeworfen! Diese harte Tonart kann ich bis heute nicht nachvollziehen", so Stoiber, der von 1993 bis 2007 selbst Ministerpräsident von Bayern und von 1999 bis 2007 auch CSU-Vorsitzender war.

Die bayerische Landesregierung hatte im April vergangenen Jahres entschieden, im Eingangsbereich von allen Dienstgebäuden des Freistaats ein Kreuz anbringen zu lassen; ausgenommen wurden nur Museen und Theater. Damit sollte ein "sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland" abgegeben werden. Der Erlass, der seit 1. Juni 2018 in Kraft ist, war bundesweit auf heftigen Widerstand gestoßen. Kritiker auch aus den beiden großen Kirchen hatten unter anderem darauf hingewiesen, dass das Kreuz in erster Linie ein religiöses Symbol sei und nicht für politische Zwecke missbraucht werden dürfe.

"Viele Irritationen zwischen Partei und Kirche mittlerweile ausgeräumt"

Mit Blick auf das seitdem belastete Verhältnis zwischen CSU und katholischer Kirche forderte Stoiber beide Seiten zum Dialog auf. Man müsse "reden, reden, reden" und bei Meinungsverschiedenheiten versuchen, auch die andere Seite zu verstehen – "besonders auch die Christen, die Angst vor der Fremdheit im eigenen Land haben". Zugleich betonte der 77-Jährige, dass viele Irritationen zwischen Partei und Kirche mittlerweile ausgeräumt seien. "Markus Söder hat ja beim Jahresempfang des Erzbistums München und Freising ein klares Signal gesetzt, dass die christlichen Grundwerte in Bayern uneingeschränkt gelten", betonte Stoiber.

Der Ehrenvorsitzende erklärte weiter, dass christliche Überzeugungen wie der Schutz des menschlichen Lebens und der Schutz der Menschenwürde "zur DNA der CSU" gehörten. Beispielhaft nannte er die Debatte um das Werbeverbot für Abtreibungen. Christliche Politik gehe jedoch weit darüber hinaus: "Bewahrung der Schöpfung, Solidarität mit den sozial Schwachen: Das ist auch heute noch das Programm der CSU", so Stoiber, der sich selbst in dem Interview als überzeugten Katholiken bezeichnete, dessen Leben stark durch den Glauben geprägt sei. "Wenn ich etwa an meine Kindheit denke: Das ganze Leben war durch den kirchlichen Festtagskalender bestimmt. Die Prozessionen waren eindrucksvolle Ereignisse, die ich nie vergessen werde", sagte der ehemalige Ministerpräsident. Auch heute noch gehöre der Besuch einer Kirche bei Spaziergängen mit seiner Frau "einfach dazu". (stz)