Sie kümmerten sich um Zwangsarbeiter und kritisierten das System

Bischof Wilmer erinnert an unter NS-Diktatur ermordete Priester

Veröffentlicht am 25.08.2019 um 10:50 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Sie seien nicht als Heilige geboren worden, sagte Hildesheims Bischof, Heiner Wilmer. Doch ihr Glaube und Einsatz für Menschen machte sie zu Staatsfeinden des NS-Regimes. Am Todestag des Pfarrers Christoph Hackethal gedenkt das Bistum dieser drei Märtyrer.

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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat in einem Gedenkgottesdienst das Leben von Priestern gewürdigt, die während der Nazi-Diktatur ermordet wurden. Nach 1933 hätten sich sehr viele Menschen von Gott abgewandt und seien der "tumben Ideologie des Nationalsozialismus nachgelaufen", sagte der Bischof am Sonntag im Hildesheimer Dom. Die Pfarrer Joseph Müller und Christoph Hackethal sowie Pater Friedrich Lorenz seien auch in dieser Zeit ihrem Glauben treu geblieben und hätten dafür mit ihrem Leben gezahlt.

Sie seien nicht als Heilige geboren worden und hätten immer wieder auch mit Gott gehadert, doch sie seien ihm bis in den Tod treu geblieben, betonte Wilmer. Müller, Hackethal und Lorenz seien mit dem Regime in Konflikt geraten, weil sie sich nicht einschüchtern ließen, weiter das Wort Gottes verkündigten und für die Menschen in ihren Pfarrgemeinden da waren. Sie hätten deshalb als Staatsfeinde gegolten und seien verhaftet worden.

"Vollkommen willkürlich, vollkommen grundlos"

Der 1899 in Hannover geborene Pfarrer Christoph Hackethal war als Gemeindepfarrer in Bad Harzburg tätig. Allen Auflagen zum Trotz habe er sich auch um katholische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene gekümmert, was wohl im Sommer 1941 zu seiner Verhaftung geführt habe, sagte Wilmer. Die wirklichen Gründe seien jedoch nirgends überliefert worden. Hackethal starb vor genau 77 Jahren am 25. August 1942 im Konzentrationslager Dachau an den Folgen von Haft und Folter.

Pfarrer Joseph Müller wurde 1899 in Salmünster im Bistum Fulda geboren. Er wurde im Hildesheimer Dom zum Priester geweiht und war in zahlreichen Gemeinden des Bistums tätig. Auch er habe aus seiner kritischen Haltung gegenüber dem NS-Staat keinen Hehl gemacht und auch polnische Zwangsarbeiter zu seinen Gottesdiensten eingeladen. Eine Denunziation brachte ihn schließlich vor den Volksgerichtshof in Berlin, der ihn im Juli 1944 zum Tode verurteilte. Am 11. September wurde er hingerichtet.

Pater Friedrich Lorenz wurde 1897 in Klein Freden bei Alfeld geboren. Zuletzt war er in Stettin (heute Szczecin) als Gemeindepfarrer tätig. Als Anfang 1943 die Gestapo wieder einmal gegen angebliche "Systemfeinde" vorgegangen sei, wurde auch Lorenz verhaftet: "vollkommen willkürlich, vollkommen grundlos", so Wilmer. Lorenz wurde ebenfalls im Juli 1944 durch das Reichskriegsgericht in Halle zum Tode verurteilt und am 13. November hingerichtet. (epd)

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