Kirche lehnt ihn als "Selektionsinstrument" ab

Bericht: Bluttest auf Down-Syndrom wird Kassenleistung

Veröffentlicht am 13.09.2019 um 14:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Kirche warnt seit Jahren vor dem umstrittenen vorgeburtlichen Bluttest auf das Down-Syndrom. Laut einem Bericht des Spiegel wird dieser künftig von den Krankenkassen bezahlt – allerdings mit einer Einschränkung.

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Der umstrittene vorgeburtliche Bluttest auf das Down-Syndrom soll offenbar künftig von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Darauf haben sich die Mitglieder der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen geeinigt, wie "Der Spiegel" am Freitag vorab berichtete. Die Kosten sollten allerdings nur bei "besonderen Risiken oder zur Abklärung von Auffälligkeiten" übernommen werden. Ein flächendeckendes Screening soll es nicht geben.

Das Magazin beruft sich dabei auf Angaben aus dem Umfeld des Gremiums. Endgültig soll die Entscheidung auf einer Sitzung am kommenden Donnerstag fallen. Außerdem muss das Bundesgesundheitsministerium noch zustimmen. In Kraft treten würde die neue Regelung erst 2021 - bis dahin müssen noch Informationen für die Versicherten formuliert werden.

Bei den seit 2012 in Deutschland verkauften Tests werden Erbgutschnipsel des Kindes aus dem Blut der Schwangeren isoliert und auf Gendefekte untersucht. Der Test ist risikoärmer als die bisher möglichen Fruchtwasseruntersuchungen oder Biopsien, bei denen es zu Fehlgeburten kommen kann.

Ablehnung durch die Kirche

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat allein die Aufgabe, das Verfahren wissenschaftlich-technisch zu überprüfen. Der Bundestag hatte im Frühjahr über die ethischen Folgen einer möglichen Kostenübernahme der Kassen für den Bluttest debattiert. Kritiker wie die katholische Kirche und zahlreiche Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen warnen davor, dass eine beständige Ausweitung der nicht-invasiven Pränataldiagnostik (NIPD) zu einer zunehmenden Diskriminierung von Menschen mit Behinderung führen könnte.

Die deutschen Bischöfe haben mehrfach ihre Ablehnung einer flächendeckenden Einführung des Tests verdeutlicht. So schrieb der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst, der in der Deutschen Bischofskonferenz für bioethische Fragen zuständig ist, Anfang 2016 in einem Brief an den Gemeinsamen Bundesausschuss, "dass der Praena-Test als reines Selektionsinstrument wirkt". Laut dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger, ehemaliges Mitglied der Deutschen Ethikkommission, ist durch den Test eine steigende Abtreibungszahl in Deutschland zu befürchten. "Es geht um Lebensrecht und die Würde des ungeborenen Menschen", so Losinger. Im vergangenen März hatten auch die katholischen Frauenverbände davor gewarnt, den Bluttest zur Regelleistung der Krankenkassen zu machen. (tmg/KNA)