Kardinal Walter Kasper an Ausarbeitung beteiligt

Bericht: Kurienkardinäle hatten Idee für Papstbrief an Deutschland

Veröffentlicht am 18.09.2019 um 11:27 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg/Berlin ‐ Der Papstbrief an die deutschen Katholiken zum "synodalen Weg" sorgte im Juni für großes Aufsehen. Wie genau er entstanden ist, lag bisher jedoch im Dunkeln. Nun scheint klar: Alles begann bei einem Geheimtreffen hochrangiger Kurienmitarbeiter – und ein deutscher Kardinal half Franziskus beim Schreiben.

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Der Brief von Papst Franziskus "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" vom Juni geht auf eine Idee hochrangiger Kurienmitarbeiter zurück. Wie die "Herder Korrespondenz" unter Berufung auf mehrere Vatikanquellen am Mittwoch berichtet, kam es im Mai zu mindestens einem sogenannten "interdikasteriellen Treffen" im Vatikan. Dessen einziges Thema sei die Besorgnis über die Reformdiskussion in Deutschland in Form des geplanten "synodalen Wegs" gewesen. An dem Treffen nahmen demnach die Spitzen von Glaubens-, Bischofs- und Kleruskongregation teil. Unter anderen seien der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin anwesend gewesen.

Bei den Beratungen sei die Idee entstanden, der Papst solle einen Brief an die deutschen Bischöfe schreiben, um sie zur Einheit mit Rom zu mahnen, heißt es weiter. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, habe Franziskus anschließend einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Dieser soll das Konzept zu einem Brief an alle deutschen Katholiken erweitert haben. Das Presseamt des Heiligen Stuhls bestätigte laut "Herder Korrespondenz", dass ein derartiges Treffen stattgefunden habe. Es sei "üblich", dass ein solcher Text "auch zurückzuführen ist auf einen internen Austausch zuständiger Dikasterien des Heiligen Stuhls".

Kasper: Letztlich nur "neue, noch tiefere Enttäuschung"

Bei der Erarbeitung des Textes habe der Papst den deutschen emeritierten Kurienkardinal Walter Kasper als Berater hinzugezogen, so der Bericht weiter. Kasper bestätigte gegenüber der "Herder Korrespondenz", im Juni zu einem entsprechenden Gespräch mit Franziskus in die Casa Santa Marta im Vatikan gekommen zu sein. Der Kardinal zeigte sich demnach "gelinde gesagt erstaunt", wie das Papstschreiben in Deutschland aufgenommen wurde. Man habe "den Brief des Papstes zwar viel gelobt, ihn dann aber zur Seite gelegt und weitergemacht, wie schon zuvor geplant", sagte Kasper. Es sei "eine verhängnisvolle Selbsttäuschung zu meinen, mit strukturellen Reformen allein wieder neue Glaubensfreude wecken zu können". Das könne letztlich nur zu "neuer, noch tieferer Enttäuschung führen". Franziskus dagegen habe die Evangelisierung in den Mittelpunkt seiner pastoralen Überlegungen gestellt und damit "die Linie seiner Vorgänger von Paul VI. bis Benedikt XVI. entschlossen weitergeführt", so Kasper.

Bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Lingen hatten die deutschen Bischöfe als Reaktion auf den Missbrauchsskandal einen "verbindlichen synodalen Weg" beschlossen. Themen des Dialogprozesses sind Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. In seinem Brief vom 29. Juni äußerte sich Papst Franziskus zu dem Vorhaben und versicherte seine Unterstützung, mahnte aber zugleich zum Blick auf die Weltkirche und auf das Thema Evangelisierung. Bei einem Vorbereitungstreffen für den "synodalen Weg" am vergangenen Wochenende antworteten Vertreter von Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in einem gemeinsamen Brief an Papst Franziskus. (tmg)