Standpunkt

Auch ohne Zölibat brauchen Priester ein Erkennungszeichen

Veröffentlicht am 19.09.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eckhard Nordhofen hofft darauf, dass es bald verheiratete Priester gibt. Doch etwas Gutes hat das Versprechen der Ehelosigkeit aus seiner Sicht: Es zeichnet die Priester in besonderer Weise aus. Und ein solches Symbol brauche es auch in Zukunft.

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Eigentlich wette ich nicht gerne.  Wenn ich aber doch wetten sollte, wo sich beim "synodalen Weg" am ehesten etwas bewegt, würde ich auf den Zölibat setzen. Hubert Wolf, Hartmut Leppin und andere Historiker haben dazu eigentlich alles gesagt - fast alles. Es gibt wieder Hoffnung auf die Zulassung verheirateter Priester. Dafür ist es aber auch hohe Zeit - höchste Zeit im mehrfachen Sinn, denn Priester sind nichts weniger als  Agenten der höchsten Zeit.

Was aber ist die Zeit? Der Kirchenvater Augustinus hat es angeblich gewusst – aber nur, wenn ihn niemand danach fragte. Wissen es die Physiker? Dass Zeit relativ ist, mag schon sein. Aber ihre Abwesenheit kann sich niemand vorstellen. Und doch reden wir davon: Ewigkeit! Israel hat damit angefangen. Indem es von einem Schöpfer als großem Gegenüber des Kosmos sprach, installierte es das große Mysterium: unsichtbar und doch anwesend: JHWH, "Ich bin da", jetzt und vor aller Zeit.

Mit seinem "Tut dies zu meinem Gedächtnis" gibt Jesus dem Mysterium fidei eine Gestalt- seine Gestalt: Gottesgeist im Menschenfleisch, eine singuläre Kernschmelze von Sein und Zeit. Seitdem fällt immer wieder ein Strahl in unseren Zeitkäfig, so dass wir wissen können, dass es zu ihm ein Außerhalb gibt.

Die Person, die mitten in der Gemeinde den Ewigen in unsere Zeit heraufruft, indem sie der Eucharistie vorsteht, ist traditionell durch den Zölibat ausgezeichnet. Auch wenn sie hoffentlich bald durch etwas anderes ausgezeichnet sein sollte, eine ausgezeichnete Person muss es in jedem Fall sein. Der Zölibat bleibt ein einzigartiges Zeugnis der Vorenthaltung. Er entspricht dem Wesen dessen, der da ist, sich aber zugleich vorenthält. Aber es geht auch anders.

Wir müssen darüber nachdenken, durch was wir verheiratete Priester auszeichnen wollen. In der Orthodoxie sind die Popen an Bart und Soutane gut zu erkennen. Im lateinischen Westen ist das nicht so einfach. Vielleicht müssen sie sich selbst auszeichnen.

Von Eckhard Nordhofen

Der Autor

Eckhard Nordhofen ist ein deutscher Theologe und Philosoph. Von 2001 bis 2010 war er Leiter des Dezernates Bildung und Kultur im Bistum Limburg. Bis 2014 lehrte er außerdem theologische Ästhetik und Bildtheorie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.