Auch ohne Zölibat brauchen Priester ein Erkennungszeichen
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Eigentlich wette ich nicht gerne. Wenn ich aber doch wetten sollte, wo sich beim "synodalen Weg" am ehesten etwas bewegt, würde ich auf den Zölibat setzen. Hubert Wolf, Hartmut Leppin und andere Historiker haben dazu eigentlich alles gesagt - fast alles. Es gibt wieder Hoffnung auf die Zulassung verheirateter Priester. Dafür ist es aber auch hohe Zeit - höchste Zeit im mehrfachen Sinn, denn Priester sind nichts weniger als Agenten der höchsten Zeit.
Was aber ist die Zeit? Der Kirchenvater Augustinus hat es angeblich gewusst – aber nur, wenn ihn niemand danach fragte. Wissen es die Physiker? Dass Zeit relativ ist, mag schon sein. Aber ihre Abwesenheit kann sich niemand vorstellen. Und doch reden wir davon: Ewigkeit! Israel hat damit angefangen. Indem es von einem Schöpfer als großem Gegenüber des Kosmos sprach, installierte es das große Mysterium: unsichtbar und doch anwesend: JHWH, "Ich bin da", jetzt und vor aller Zeit.
Mit seinem "Tut dies zu meinem Gedächtnis" gibt Jesus dem Mysterium fidei eine Gestalt- seine Gestalt: Gottesgeist im Menschenfleisch, eine singuläre Kernschmelze von Sein und Zeit. Seitdem fällt immer wieder ein Strahl in unseren Zeitkäfig, so dass wir wissen können, dass es zu ihm ein Außerhalb gibt.
Die Person, die mitten in der Gemeinde den Ewigen in unsere Zeit heraufruft, indem sie der Eucharistie vorsteht, ist traditionell durch den Zölibat ausgezeichnet. Auch wenn sie hoffentlich bald durch etwas anderes ausgezeichnet sein sollte, eine ausgezeichnete Person muss es in jedem Fall sein. Der Zölibat bleibt ein einzigartiges Zeugnis der Vorenthaltung. Er entspricht dem Wesen dessen, der da ist, sich aber zugleich vorenthält. Aber es geht auch anders.
Wir müssen darüber nachdenken, durch was wir verheiratete Priester auszeichnen wollen. In der Orthodoxie sind die Popen an Bart und Soutane gut zu erkennen. Im lateinischen Westen ist das nicht so einfach. Vielleicht müssen sie sich selbst auszeichnen.