Marianne Schlosser schreibt Offenen Brief an Generaloberin Ganz

Theologin über Frauenweihe-Forderung: Machtmissbrauch vorprogrammiert

Veröffentlicht am 24.09.2019 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Am Freitag war Marianne Schlosser als Mitglied des Frauen-Forums des "synodalen Wegs" zurückgetreten. Nun hat die Wiener Dogmatikerin in einem Offenen Brief erklärt, warum die Forderung nach der Frauenweihe zum Missbrauch von Macht führen kann.

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Die Wiener Theologin Marianne Schlosser sieht die Forderung nach einem Recht von Frauen auf die Priesterweihe als Vorstufe von möglichem Machtmissbrauch. "Wenn jemand ein Amt für sich braucht, dann ist der Missbrauch der damit verbundenen Stellung vorprogrammiert", schreibt die Dogmatikerin in einem am Montag in der "Tagespost" veröffentlichten Offenen Brief. Darin bekräftigt Schlosser ihre Position, dass Frauen die Priesterweihe nicht gespendet werden kann. Weder ein Mann noch eine Frau hätten ein Recht auf das Priesteramt, weshalb die Forderung nach "Gleich-be-rechtigung in diesem Zusammenhang" verfehlt sei. Sie hob jedoch hervor, "niemandem etwas unterstellen" zu wollen.

Marianne Schlosser bei einer Tagung
Bild: ©RPP-Institut (Wikimedia Commons), CC BY-SA 3.0 de

Marianne Schlosser ist Professorin für Theologie der Spiritualität in Wien.

Schlosser betont in ihrem Schreiben die Bedeutung der symbolischen Bildsprache der Bibel, die das Volk Gottes als weiblich, "im Sinn von 'empfangend'" charakterisiere. Eine Frau sei daher "kein signifikantes Zeichen für den Bräutigam der Kirche", Jesus Christus. Die Repräsentation Christi müsse durch einen geweihten Mann erfolgen. Dies sei keine "Spielerei mit Bildern, sondern relevant, weil die Sakramente per definitionem 'wahrnehmbare Zeichen' für eine unsichtbare Wirklichkeit" darstellten. Die Dogmatikerin gibt zu, dass diese "Argumentation nicht wenigen Leuten fremdartig erscheint, weil die Denkvoraussetzungen sich gewandelt haben". Doch dies sage nichts über deren Wahrheitsgehalt aus.

Der Offene Brief der Wiener Theologin ist an Schwester Katharina Ganz gerichtet. Ganz gehört dem Forum "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" zur Vorbereitung des "synodalen Wegs" an und hatte Schlosser in einer privaten Nachricht auf ein Interview aufmerksam gemacht. Darin hatte die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen Frauen dazu aufgerufen, in der Kirche "die Machtfrage zu stellen". Schlosser war bis vor kurzem ebenfalls Teilnehmerin des Frauen-Forums, erklärte am Freitag jedoch ihren Rücktritt aus dem Gremium. Sie habe sich mit dem veröffentlichen Zwischenbericht nicht identifizieren können. Die Arbeit des Forums habe sich zu sehr auf die Frage der Frauenweihe fixiert. (rom)