USA: 6 Prozent der Seminaristen von sexuellem Fehlverhalten betroffen
Sechs Prozent der Seminaristen in Priesterseminaren in der USA haben Formen von sexueller Belästigung oder sexuellen Fehlverhaltens erlebt. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die katholische "Notre-Dame"-Universität im US-Bundesstaat Indiana jetzt zusammen mit dem "Zentrum für angewandte Apostolats-Forschungen" in Washington veröffentlicht hat.
Belästigung, Missbrauch oder Fehlverhalten
Demnach gaben weitere vier Prozent der Befragten an, nicht genau zu wissen, ob sie solche Erfahrungen bereits gemacht hätten. Knapp 90 Prozent gaben an, noch nicht mit sexuellem Fehlverhalten konfrontiert gewesen zu sein. Die Befragten sollten jeweils Auskunft darüber geben, ob sie in ihrem derzeitigen Seminar "Erfahrungen von sexueller Belästigung, Missbrauch oder Fehlverhalten" (sexual harassment, abuse or misconduct) gemacht hätten.
Für die Studie hatten die Forscher im vergangenen Herbst 2.375 Seminaristen im ganzen Land einen Fragebogen übermittelt, auf die sie 1.544 aussagekräftige Antworten erhielten. Damit liegt die Antwortrate bei rund 65 Prozent.
Von denjenigen, die Erfahrungen von sexueller Belästigung oder sexuellem Fehlverhalten gemacht hatten, gaben 80 Prozent an, dass diese ihnen von Mitseminaristen oder anderen Auszubildenden zugefügt wurden. 84 Prozent der Befragten gaben außerdem an, dass die Seminarleitung oder ihre Fakultät das Problem der sexuellen Belästigung sehr ernst nähmen.
Laut den Studienleitern sind Vergleiche mit anderen Befragungen von männlichen College-Studenten problematisch, unter anderem weil es keine standardisierten Messinstrumente für sexuelle Belästigung gebe. Gleichwohl seien die genannten Fälle von sexuellem Fehlverhalten in der aktuellen Studie niedriger als in anderen Untersuchungen.
Blicke und Berührungen
Die sexuellen Handlungen, von denen sechs Prozent berichteten, reichten von unangemessenen Blicken über Berührungen bis dahin, über Drohungen oder Belohnungen zu einem sexuellen Kontakt gedrängt worden zu sein. Die Studie wurde vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals in der US-Kirche durchgeführt, in dessen Verlauf etwa der frühere Kardinal Theodore Edgar McCarrick zwangsweise aus dem Klerikerstand entlassen wurde. (gho)