Standpunkt

Warum der "synodale Weg" kein Forum zur Evangelisierung braucht

Veröffentlicht am 30.09.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vor lauter Debatten um die Kirchenreform ist bei der Vollversammlung die Veröffentlichung eines zukunftsweisenden Papiers untergegangen, kommentiert Dominik Blum. Vermeintliche Gegensätze in der aktuellen Diskussion würden dadurch überwunden.

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In der Dauerdebatte um den "synodalen Weg" ist das zukunftsweisendste Papier der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe total untergegangen: die Überlegungen zu einem zeitgemäßen Missionsverständnis unter dem Titel 'Evangelisierung und Globalisierung'. Das Schreiben erscheint pünktlich zum "Außerordentlichen Monat der Weltmission", den Papst Franziskus für den Oktober 2019 ausgerufen hat.

Ausgehend von einem realistisch-kritischen Globalisierungsbegriff wird auf der Linie von "Zeit zur Aussaat" (2000) und "Allen Völkern sein Heil" (2004) weiter für ein modernes Missionsverständnis geworben. Wer ein solch kluges Papier hat, braucht beim "synodalen Weg" kein weiteres Gesprächsforum zur Evangelisierung. Denn viele vermeintliche Gegensätze in der aktuellen kirchlichen Debatte werden dadurch überwunden. Nur einige Beispiele: In einem integralen Missionsverständnis kommen Evangelisierung und menschliche Förderung zusammen. Wenn Evangelisierung immer eine spirituelle und eine soziale Seite hat, dann gehören die Option für die Armen und der Einsatz für die Milleniums-Entwicklungsziele einerseits und die Verkündigung des Heils in der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus andererseits untrennbar zusammen.

Oder: Es gibt eine kapillare Methode in der Evangelisierung, die haarfeine Weise, den Glauben im eigenen Umfeld, in der Familie und am Arbeitsplatz weiterzugeben. "Du bist eine Mission" – lass dich fragen, wofür du stehst. Dafür wirbt etwa die Aktion "#mymission" der professionellen kirchlichen Missionswerke. Kapillare und professionelle Evangelisierung verbinden Laien und Profis, Amtsträger und das Kirchenvolk als "Mittelschicht der Heiligkeit" (vgl. S. 40).

Zuletzt ganz konkret: Die Priester der Weltkirche in Deutschland sind keine pastoralen Gastarbeiter, die einer Strukturentwicklung der deutschen Kirche und pastoraler Leitungsverantwortung von Laien im Weg stehen. Sie sichern vielmehr ein "missionarisches Hin und Her und weltkirchliche Vernetzung" (vgl. S. 62) - zugunsten der Evangelisierung in ihrer Heimat und hier.

Heute, am Todestag des heiligen Hieronymus (+420), ist der Internationale Übersetzertag. Auf französische Initiative seit Mitte der 1950er Jahre etabliert, hat die UNO den Tag 2017 weltweit in Kraft gesetzt. Der Vulgata-Autor Hieronymus gilt als Patron aller, die sich um die Übersetzung der eigenen, auch religiösen Überzeugungen in andere kulturelle Sprachspiele mühen. Die Welt traut der Kirche immer noch vorbildliche Übersetzungsleistungen zu. Das sollte uns ermutigen.

Von Dominik Blum

Der Autor

Dominik Blum ist Dozent für Theologie an der Katholischen Akademie in Stapelfeld.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.