Luxemburger Erzbischof verweist auf unierte Ostkirchen

Kardinal Hollerich über verheiratete Priester: "Warum nicht?"

Veröffentlicht am 05.10.2019 um 16:47 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Für den neuen Kardinal und Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich ist die Weihe von "viri probati" kein Problem. Verheiratete Priester gebe es schließlich schon, etwa in den unierten Ostkirchen oder nach Übertritten anglikanischer Geistlicher.

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Der neue luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich hat sich offen für verheiratete Priester gezeigt. Zur Debatte um eine Zulassung bewährter Ehemänner, sogenannter "viri probati", zum Priesteramt sagte Hollerich am Freitag vor Journalisten im Vatikan, wenn im Amazonasgebiet ganze Regionen keine Eucharistie feiern könnten, sei das ein großes Problem. "Wenn da 'viri probati' eine Lösung sind, warum nicht?", so der Erzbischof von Luxemburg wörtlich.

Hollerich, der am Samstag von Papst Franziskus ins Kardinalskollegium aufgenommen wird, verwies auf verheiratete Priester in katholischen Ostkirchen und auf übergetretene anglikanische Geistliche. Anders als manche behaupteten, gehe es nicht um die Theologie des Priestertums.

Der 61-Jährige hob auch den unterschiedlichen Erfahrungshorizont von Ehemännern hervor. "Ich liebe meinen Zölibat, ich stehe dazu, aber ich sehe, dass die verheirateten Diakone anders predigen können als ich, und das finde ich an sich eine wunderbare Ergänzung", sagte Hollerich.

Hollerich, der auch Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE ist, nimmt auf persönliche Einladung des Papstes an der am Sonntag beginnenden Amazonas-Synode teil. Dabei sollen auch Möglichkeiten erörtert werden, Messfeiern in entlegenen Gebieten sicherzustellen.

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Seine Kardinalserhebung versteht Hollerich als "Aufwertung für Luxemburg und auch für die COMECE, die Kommission der Bischofskonferenzen der EU", deren Vorsitzender er ist. Die Aufnahme ins Kardinalskollegium als persönliche Auszeichnung zu deuten, wies der 61-jährige Jesuit zurück: "Ich bin ja nicht besser als andere Leute."

Auf die Frage, ob Franziskus damit auch eine bestimmte Europapolitik würdige, sagte Hollerich, er stehe erst seit März 2018 an der Spitze der COMECE. "Da kann man noch nicht von richtiger Politik sprechen", so Hollerich, der den Posten vom Münchener Kardinal Reinhard Marx übernahm.

Hollerich sagte, die COMECE arbeite eng mit dem Vatikan zusammen und unterstehe dem Staatssekretariat. Zwar vertrete die Kommission die Bischöfe und nicht den Vatikan, aber sie könne "natürlich nicht das Gegenteil vom Heiligen Stuhl sagen". Insbesondere in Migrationsfragen vertritt Hollerich ähnliche Positionen wie Papst Franziskus. (rom/KNA)